Volltext: Die Stiftungsurkunde des Klosters Kremsmünster

31 
des Herzogs derart überein, daß ihre Glaubwürdigkeit nicht bezweifelt 
werden kann. Darum registrieren wir hier die Stelle als Beitrag zum 
Beweis für die Echtheit der Urkunde. Nur ein gleichzeitiger Schreiber 
konnte eine derartige, urkundlich nebensächliche Bemerkung ein¬ 
flechten, als spätere Interpolation wäre sie ebenso zwecklos wie un¬ 
erfindlich. 
In keiner der drei Urkunden gibt Snelhart ein Tagesdatum an. 
„Wir müssen ihn überhaupt anklagen, daß er die Angabe des Tages 
bei seinen Fertigungen versäumt hat; denn gleichmäßig fehlt dieser 
bei allen überlieferten Urkunden, wo Snelhart mit wirkt.“1) So will¬ 
kommen dieser Umstand als Beweismoment für die Echtheit der Ur¬ 
kunde ist, so bedauerlich ist es, daß wir den Tag, an welchem die 
Stiftung erfolgt sein mag, nicht näher fixieren können. Das eine aller¬ 
dings ist sicher, daß die Stiftung am Weihetag des Klosters erfolgte, 
denn die Worte in dedicaüone tradidi quod potui lassen sich nur in 
diesem Sinn deuten. Der Weihetag selbst aber kann nicht sicher 
bestimmt werden. Im Codex mill. minor ist ein Kalendarium ver¬ 
zeichnet, dessen Abfassung mit gutem Grund in die Zeit 758 — 801 
verlegt wird,2) aber weder der Weihetag noch das Patrozinium des dem 
Erlöser geweihten Klosters ist in ihm verzeichnet. In sinniger Weise 
hat man den Tassilokelch mit der Gründung des Stiftes in unmittel¬ 
baren Zusammenhang gebracht. Er trägt an der Kuppa das Bild des 
Erlösers mit der Inschrift I(esus) S(alvator) und am Fußgestell vier 
Ovalbilder mit den Inschriften I.B., T. M., P.T. und M. T. Bezüglich des 
ersten und vierten Bildes besteht kein Zweifel, daß sie Johannes 
Baptista und Maria Theotokos darstellen. Das zweite und dritte Bild 
wird als Theodoras Martyr (oder Miles) und Paulus Thebaius erklärt. 
Zur Begründung weist man auf die bemerkenswerte Tatsache hin, 
daß das in Bayern schon früh eingeführte Fest des hl. Theodor und 
das römische Fest der Dedicatio Archibasilicae Salvatoris im Lateran, 
die zweifellos das Vorbild für die zahlreichen Salvatorkirchen Deutsch¬ 
lands abgegeben hat, auf ein und denselben Tag, den 9. Nov. fallen, 
und daß der Einsiedler Paulus Thebaius als Urheber des Mönchtums 
gilt.3) Maria und Johannes würden sich demnach auf den Patron des 
hingas indictione VIII. Hoc autem decreuit fieri princeps clarissimus Tassilo in anno 
quo regnum obtinuit XXXV. seu filius ipsius nobilissimus Theoto hanc traditionein 
probavit perenniter ad praedictum domum stabiliter perseverare. 
') H. 179. 
2) B. Schwarzenbrunner. Vorarbeiten zu einer Geschichte Kremsmünsters. 
II. Bd. 114 (Handschr. aus d^ J. 1823). 
3) Das Nähere bei Fastlinger, Zu den Inschriften und Bildern des Tassilo¬ 
kelches in Kremsmünster (67/8. Beilage zur Augsburger Postzeitung vom 8. u. 11.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.