Volltext: Die Stiftungsurkunde des Klosters Kremsmünster

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Die Neutra verlieren ihre Bedeutung: pratas, locas, rures: 
monasterium, gm factum est ... quem deo dicavi; ad easdem (mona¬ 
steria). Dagegen: m Zoco, guod vocatur Ipfa. 
Präpositionen mit abweichendem Kasus: Jesus Christus des¬ 
cendere dignatus est . . . m presepio . . . in sepulchro (doch in dem¬ 
selben Zusammenhang . . . in alvum virginis . . . in crucem); de 
tartara, sub actores, sme impedimenta; infra fällt mit intra 
zusammen. 
Der Verfasser ist, wie wir sehen, im Gebrauch der Vulgarismen 
keineswegs konsequent. Dieselbe Wendung ist einmal* richtig, einmal 
falsch konstruiert. So ist auch sine mit dem Ablativ verbunden: sine 
omni prohibitione. Ebenso erscheint die Zeitenfolge teils beachtet, 
teils nicht beachtet. Dem Satz quantum voluerint cultum faciant 
läßt sich die Verbindung cultum faciant quantum velint gegenüber¬ 
stellen. Zweckbestimmungen sind teils als Finalsätze mit ut, teils 
mit dem Infinitiv konstruiert: Tradimus casatas in his componere 
locis . . . Tradimus silvas et pratas ad profectum illorum pecodum 
pascere et cultum facere. 
Infolge dieser Anomalien erscheint natürlich auch der Satzbau 
verwildert. Insbesonders ist es die irrige Anwendung oder Häufung 
der Partikeln, die den Stil verworren, die Ausdrucksweise unklar 
macht. In quarto loco .... similiter ut in ceteris locis supradictis 
precepimus ita fiat . . . Homines arare debent similiter quod antea 
fecerunt. Die einzelnen Sätze sind meist sinnlos durch die Partikeln 
autem, vero, nam usw. miteinander verbunden. Die Partikeln häufen 
sich in den Wendungen: quoque et ego, nunc ergo, inprimis namque, 
autem et usw. Statt des Infinit. Präs. Akt. persolvere ist die Passiv- 
form persolvi gebraucht. Der Ausdruck redimemus ist durch redi¬ 
mere ersetzt.1) 
Andererseits muß darauf hingewiesen werden, daß bestimmte 
Vulgarismen, namentlich solche, die das langobardische und fränkische 
Latein kennzeichnen, nicht zur Verwendung kommen. Die Konsonanten 
folgen durchweg den Regeln der Schriftsprache: kein Übergang von 
der tenuis zur media, keine Vorsetzung des h (von den deutschen 
Eigennamen abgesehen), keine Einschaltung oder Elision von Buch¬ 
staben. Es fehlt die Pluralbildung auf ora (campos, nicht camporci), 
der Ausfall des t in den Flexionsendungen, die Vertauschung von 
cum und apud usw. 
0 Vielleicht liegen hier Schreibfehler vor. Vgl. unten S. 58. Anm. 1.
	        
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