Volltext: Die Stiftungsurkunde des Klosters Kremsmünster

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werden,1) die Überlieferung der Stiftungsurkunde nur bis in die Mitte 
des 13. Jahrh. zurückverfolgen. Darüber hinaus fehlt jede Spur. 
Die drei Kopisten verraten mit keinem Wort, weder direkt noch in¬ 
direkt, welche Vorlage sie benützt haben. Im Codex Fridericianus 
sind die den Originalen entnommenen Abschriften am Rand mit 
einer roten Kreislinie bezeichnet^2) bei der Stiftungsurkunde und bei 
den Karolinger Diplomen fehlt dieses Zeichen. Daraus läßt sich 
wenigstens das eine entnehmen, daß Bernardus Noricus das Original 
nicht mehr kannte, sondern schon eine abgeleitete Quelle benützte. 
Es ist bedauerlich, daß die uns zur Verfügung stehenden Ab¬ 
schriften rund 500 Jahre jünger sind als das Original. Andererseits 
ist uns aber doch, da uns drei verschiedene Fundstellen erschlossen 
sind, die Möglichkeit gegeben, die Kopien miteinander zu vergleichen. 
Wir stellen im folgenden fest, wieweit die Abschriften übereinstimmen 
und welche Beziehungen zwischen ihnen bestehen. 
III. Textvergleiehung 
Wenn im Niederaltaicher Kodex nur der formelle Teil der Ur¬ 
kunde mit Ausschluß der Rechtshandlung überliefert ist, so erklärt 
sich dies daraus, daß nicht die lokale Bedeutung, sondern der all¬ 
gemein geschichtliche Wert des Stiftbriefes für die Eintragung ma߬ 
gebend war. Für die einzelnen Dotationen Kremsmünsters am Sulz¬ 
bach, Sipbach usw. interessierte man sich in Niederaltaich nicht, wohl 
aber für Tassilo und seine Zeit," für die Bischöfe, Äbte usw. Die 
Eintragung in den Lonsdorfer Kodex ist wohl dadurch veranlaßt 
worden, daß man den Text der Urkunde, der sich im Passauer Archiv 
vorfand, durch Vervielfältigung gegen eventuellen Verlust sicher¬ 
stellen wollte; es handelte sich ja um den Stiftbrief eines vom Hoch¬ 
stift nicht nur kirchen-, sondern auch lehensrechtlich abhängigen 
Klosters. 
0 Das Original selbst wird nicht mehr zum Vorschein kommen. Denn aus 
der Agilulfingerzeit hat sich überhaupt kein einziges Original erhalten weder in 
Passau noch in Freising noch sonst irgendwo. H. 151. 
2) Daß die Kreislinie tatsächlich auf das Original hinweist, schließe ich 
daraus, daß von 67 derart bezeichneten Urkunden heute noch die Originale vor¬ 
handen sind. Von 13 ebenso markierten Urkunden fehlen die Originale: es ist 
anzunehmen, daß sie seitdem verloren gegangen sind.
	        
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