Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

„Stille Nacht". Ihr könnt Euch wohl denken, daß bei vie¬ 
len älteren Kameraden, die Frau und Kinder zu Hause haben, 
die hellen Tränen floffen. Ich werde diesen Augenblick nie 
vergessen. Herr Hauptmann v. C. hielt dann eine sehr schöne 
Rede. Dann sangen wir „O du fröhliche". Hierauf Ver¬ 
teilung der Geschenke. Zum Schluß: „Wir beten an die 
Macht der Liebe". Jeder Mann von der Kompagnie bekam 
eine ganze Kiste voll Sachen. Ich hatte ein schönes Taschen¬ 
messer, 5 Tafeln Schokolade, einen Karton Spekulatius, zirka 
IO große Lebkuchen, 2 Stück Seife, Kaloderma, Aepfel und 
Nüsse usw. Jeder Mann bekam so ähnliche Sachen. Dann 
wurde noch in den einzelnen Korporalschaften Wurst, Schin¬ 
ken, Schokolade, Lebkuchen, Nüsse, Keks usw. verteilt; auch 
Wäsche, was jeder gerade gebrauchte. Dann gab es Bier. 
Man staunt wirklich, was alles herangeschafft worden ist. Ge¬ 
stern abend gegen IO Uhr flog die letzte Granate ins Dorf. 
Seitdem ist alles ganz ruhig. Ob die Franzosen Ruhe halten 
wollen über die Festtage? Hoffentlich! Wir werden sie auf je¬ 
den Fall nicht stören, wenn sie nicht anfangen. Heute abend 
geht es wieder in Stellung. Am 2. Feiertage kommen wir 
wieder in Ruhe; heute und morgen muß ich auf Vorposten. 
Die deutsche Fahne muß nach vorn! 
27. Dezember 1914 
Zuerst meinen herzlichsten Dank für Ihr liebes Paket, das 
mich riesig gefreut hat und davon zeugt, daß auch trotz meines 
Fernseins doch noch an mich gedacht wird. Besonders die bei¬ 
den Flaschen Bier haben mir gut geschmeckt und sind gerade 
am Heiligabend geleert worden. Ja es ist mal so, man weiß 
es jetzt erst zu würdigen, wie wohl es tut, wenn in der Heimat 
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