Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

die ihn aber nicht erreichte, da er schon wieder im Felde stand. 
Seit 12. Oktober — also heute sieben Wochen — liegen 
wir vor Arras, um eö zu belagern. Langsam geht es vor¬ 
wärts, aber sicher. Tag für Tag wird erbittert gekämpft. Die 
Schützengräben sind meistens nur 50 Meter voneinander ent¬ 
fernt. Drahtverhaue und Handgranaten spielen neben Minen¬ 
werfern eine große Rolle. Wie Ihr jedenfalls schon wisset, 
bin ich bei der schweren Artillerie. Seit sechs Wochen 
bin ich als Beobachtungsoffizier tätig, d. h., ich muß den gan¬ 
zen Tag durch das Scherenfernrohr unseren Gefechtsabschnitt 
auf Ziele durchsuchen. Dabei kommen mir meine guten Au¬ 
gen, die ich trotz des langen Studiums gesund erhalten habe, 
sehr zustatten. Gestern hatte ich besonderes Glück. Nach¬ 
mittags 4 Uhr bemerkte ich durch das Glas, wie ganz im Hin¬ 
tergrund starke feindliche Kolonnen anrückten. Der sogleich 
verständigte Bataillonskommandeur ließ sie sofort unter Feuer 
nehmen. Sie flüchteten in ein nahes Dorf. Dieses wurde 
jedoch von der gesamten Artillerie — mehrere Regimenter — 
unter Schnellfeuer zusammengeschossen. Der kurz darauf er¬ 
folgte Angriff der Franzosen konnte deshalb leicht abgewehrt 
werden, da wir auf ihn gefaßt waren. 
Da wir noch lange Hierbleiben müssen, haben wir unsere 
Beobachtungsstelle für den Winter hergerichtet. Durch einen 
100 Meter langen Laufgraben gelangt man, von den Franzo¬ 
sen völlig ungesehen, an die Beobachtungsstellen der einzelnen 
Batterien. Es entstand ein Wettstreit, wem es gelinge, diese 
so bequem als möglich anzulegen und auszustatten. Die uns- 
rige ist angelegt und ausgebaut nach den Plänen eines Leut¬ 
nants, dessen bürgerlicher Beruf Ingenieur ist. Sie ist drei 
Meter tief eingegraben. Durch eine Glasschiebetür gelangt 
man ins Innere. In der Mitte steht ein Tisch, um ihn herum 
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