Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Es schläft sich vorzüglich darin, nur wenn es in der Nacht ge¬ 
regnet hat, dann sind wir alle fürchterlich mit Lehm bekleckert. 
Denn unsere Hütte besieht auö ungebrannten Lehmziegeln, 
die dann beim Regenwetter gründlich aufweichen. Aber es 
ist immer noch besser, als wenn man auf dem bloßen Erd¬ 
boden kampieren muß. 
Bei Noyon und Roye. 
2. November 1914 
Nachdem wir am 25. August in Belgien (bei Mecheln) 
unsere Feuertaufe erhielten und am 12. September in Frank¬ 
reich einmarschierten, sind wir seit dem 15. September fast 
ununterbrochen vor dem Feinde. Aus der Zeitung hast Du 
von den Gefechten bei Noyon (15. bis 20. September) und 
Roye (2. bis 12. Oktober) erfahren. Auch wir waren daran 
beteiligt, und erhebend war es, zu sehen, daß es vorwärts ging. 
Die Gefechte selbst haben sich auf Feldern und in Dörfern ab¬ 
gespielt, die ich nur nach der Karte angeben kann. Es kommt 
ja auch nicht darauf an. Nur das eine: Gräßlich und furcht¬ 
bar ist so ein Massenmord, auch seelisch aufreibend. Es ist mir 
erst schwer geworden, Herr über die entsetzlichen Eindrücke zu 
werden; jetzt bin ich gleichgültiger — der Mensch stumpft ab 
in dieser Umgebung. Eines ist mir heute das Unangenehmste: 
Wir liegen stark verschanzt und gebrauchen zu unseren Feldbe¬ 
festigungen eine Menge großer, starker Tore (Bohlen und 
Bretter). Diese Sachen holen wir, wo wir sie finden - im 
nächsten Dorfe. Aber es wird viel gebraucht. Und wenn auch 
zuerst der Grundsatz gilt, nur da nehmen, wo die Bewohner 
ihre Stätte verlassen haben, so läßt es sich bei dem großen 
Verbrauch nicht vermeiden, auch aus einzelnen bewohnten 
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