Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

daß der deutsche Soldat besonders gern singt, vor allem natio¬ 
nale Lieder, von denen er mehrere zur Auswahl hat. Es ist 
erstaunlich, wenn man sich die Zahl der Dichter und Kom¬ 
ponisten unseres Landes überlegt und bedenkt, daß der englische 
Soldat kein paffendes Lied mit einer klangvollen Melodie sein 
eigen nennen kann, was ihn erfreut und belebt, wenn man ihn 
ermuntern will (wenn er erwacht). Ich habe sogar die deutschen 
Soldaten in ihren Schützengräben singen gehört, während un¬ 
sere Gräben an einigen Stellen nur 40 bis 50 Pards entfernt 
waren. 
Wie gut erinnere ich mich des ersten Abends in einer ihrer 
Hilfsverbandsstellen. Es waren ungefähr 35 von ihnen und 
5 von uns auf Pritschen und Stroh gelegt, und eine ganze 
Anzahl von ihnen war ziemlich schwer verwundet und stöhnte 
mitleiderregend und wartete wie ich selbst darauf, zur Behand¬ 
lung heranzukommen. Endlich waren wir gerade zur Nacht so 
bequem wie irgend möglich gebettet, als ein armer Kerl, der 
nicht weit von mir lag und der durch eine Handbombe schwer 
verwundet war, anfing, etwas über den „Rhein" zu singen, 
und noch bevor er sechs Zeilen gesungen hatte, hatten beinahe 
alle seine Kameraden mit eingestimmt. Ich werde niemals die¬ 
se Szene vergeffen. Obgleich viele der Stimmen rauh und 
heiser waren, war der Eindruck doch ungemein ergreifend und 
dramatisch. Es war für einige Augenblicke ein Schweigen 
nach dem Singen, bis ein anderer armer Kerl, der erst we¬ 
nige Minuten vorher hereingebracht worden war, mit einer 
guten Baritonstimme zu singen anfing: 
„Schlaf in guter Ruh" (?) (Asleep in the deep). Es 
ist wohl überflüssig, zu erzählen, daß wir Briten nach einer 
Weile mit einfielen und den englischen Text sangen, und da 
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