Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

denkwürdiger Moment. Der Kaiser war hier und ließ in den 
Parks und Straßen das Korps vorüberziehen. Vor den 
Fahnen entblößte er das Haupt. Die eine war nur noch ein 
Stock. Dann ging er mitten in den ziemlich schmalen Stra¬ 
ßen mit seinen Herren und dem Prinzen Eitel Fritz wei¬ 
ter, drei Schritte an mir vorüber. Ei, wie da die Hände an 
die Helme flogen! - Hurra! brauste es aus den Soldaten¬ 
kehlen. Und das in einer französischen Stadt, die die Franzo¬ 
sen zu Weihnachten wieder zu besitzen hofften! An sein 
Regiment hielt der Kaiser später eine Ansprache, in der er be¬ 
tonte, daß wir einem tapferen Gegner gegenüberstünden, 
daß aber der Krieg nicht früher aufhören werde, als bis die 
Gegner erledigt seien. 
Eine Weihnachtsrede des Kaisers. 
Vor ganz kurzem erst aus der Heimat auf dem westlichen 
Kriegsschauplatz eingetroffen, sollte ich die Weihnachtsfeier in 
D. mitmachen. Als wir in die Kirche eintraten, war be¬ 
reits der Kaiser anwesend, worüber wir alle froh erstaunt 
waren. Nach der kurzen, aber sehr ergreifenden Weihnachts¬ 
predigt des Divisionspfarrers erhob sich der Kaiser von seinem 
Sitz, schritt zu dem Platze des Predigers hin und richtete 
eine Ansprache an uns, die uns mächtig bewegte. Zum Schluß 
sagte der Kaiser etwa folgendes: 
„Ich hätte uns allen und jedem einzelnen von Euch, meine 
lieben Jungen, von Herzen gegönnt, das heilige Fest am 
heimischen Herd in Frieden und Freuden feiern zu können. 
Daß das nicht so sein kann, daran trage ich, Gott ist mein 
Zeuge, keine Schuld. Ich habe den Krieg nicht gewollt, er ist 
uns aufgezwungen worden, nun wollen wir ihn aber auch mit 
Gottes Hilfe durchfechten bis zum glorreichen Ende." 
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