Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

Wie in der Heimat prunkender Ueberfluß zuweilen hinter 
derselben Schwelle mit darbendem Elend wohnt, so können 
wir auch im Felde trotz tosenden Waffenlärms, trotz der Greuel 
des Krieges noch manche friedliche Idylle beobachten, die den, 
der sie erlebt, für Stunden hinwegzutäuschen vermag über die 
Schwere und den unerbittlichen Ernst der Zeit, in der er als 
Glied des Großen und Ganzen zu wirken und zu kämpfen be¬ 
rufen ist. Es ist ja ein Glück zu nennen, daß unsere Feld¬ 
grauen sich in allen Lagen ihren goldenen Humor bewahren, 
daß sie sich niemals unterkriegen lasten von jener düftergrauen 
Seelenstimmung, die das Herz schwer macht und die Willens¬ 
kraft lähmt. Schon bei ihrem Auszuge verstanden es ja unsere 
Truppen, die Melancholie des Abschiedes mit manch köstlichem 
Scherzworte zu mildern. Die witzigen, sarkastischen Inschrif¬ 
ten auf den Eisenbahnwagen waren der deutliche Niederschlag 
jener heiteren, kampfesmutigen Stimmung, die die ausziehen¬ 
den Soldaten beseelte und die auch heute nicht von ihnen ge¬ 
wichen ist, obgleich nun über ein Jahr heißen, blutigen Rin¬ 
gens, ein Jahr, ausgefüllt mit Anstrengungen und Entbehrun¬ 
gen aller Art, hinter ihnen liegt. Sie alle, die da draußen 
vor dem Feinde stehen, haben sich mit einer Selbstverständlich¬ 
keit, die etwas Ergreifendes, etwas Gewaltiges hat, in die 
einfachsten Verhältnisse hineingefunden und den teilweise in 
überreichem Maße gewohnten Luxus der Heimat froh und zu¬ 
frieden eingetauscht gegen den „Komfort" des Schützengrabens. 
So sagte ein Leutnant und Adjutant einem Kriegsberichter¬ 
statter, der die Schützengräben in den Argonnen besuchte, als 
er ihm seine, wie Höhlen in den Berg eingegrabenen beiden 
„Dienstzimmer" zeigte: „Man muß eben lernen, seine An¬ 
sprüche, die man sonst in der Sommerfrische macht, noch etwas 
zurückzuschrauben." 
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