Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

entbehrt wurde, so sorgten Mantel und Zeltbahn doch dafür, 
daß die Witterung uns nicht schadete. Aber wir hatten auch 
klare«, trockenes Wetter. Das Bild änderte fich, sobald der 
Regen einsetzte. ES goß, die Unterstände füllten sich mit Was¬ 
ser, der Lehm war so durchweicht, daß der Töpfer allenthalben 
anfangen konnte, und im Schützengraben rutschte man auf 
dem schlierigen Dreck, als wenn man gar zu viel von dem hoch¬ 
gradigen französischen Pflaumenschnaps getrunken hätte. 
Mein Nebenmann im anderen Unterstand hatte seit drei 
Stunden Fieber. „Was fehlt dem Mann?" „Der hat 
Fieber, Herr Oberleutnant." — „So, so," sagte er, und 
stampfte wieder den Graben zurück, um seinen Burschen zu 
rufen. „Nehmen Sie den Mann gleich mit in mein Quar¬ 
tier, in meinem Gepäck steckt noch eine Flasche Wein aus dem 
Lazarett, die machen Sie ihm heiß, und dann lassen Sie ihn 
die austrinken; dann bringen Sie den Mann zu Bett und 
decken ihn zu, daß er schwitzen wird; sehen morgen früh nach, 
wie's ihm geht, und melden ihn dem Arzt! Nun, marsch!" 
Nach kurzer Zeit stand der Oberleutnant mit dem Feldwe¬ 
bel zusammen. „Wein oder Rum müssen die Leute haben, 
das Grogtrinken sind die aus der Heimat gewohnt," so ordnete 
er für die Kompagnie an. Wir haben Wein und Rum be¬ 
kommen, und sicher haben die Spirituosen, maßvoll genossen, 
mit dazu beigetragen, daß die Seuche nicht um sich griff. — 
Nach zwei Tagen traf ich im Quartier meinen Nebenmann, 
er hatte den Seuchenanfall abgeschüttelt und war guter Dinge. 
„Du," sagte er, „uns Oberleutnant, dat is en feinen Kirl, 
ick heff den ganzen Buddel utsapen, dat het mi holpen!" 
Der aus dem Lazarett zurückgekehrte Oberleutnant brauchte 
sich beim nächsten Appell dem Ersatz nicht offiziell vorzustellen; 
267
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.