Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

NM Luxus, dm man sich nicht vorstellen kann, wenn man es 
nicht selbst gesehen hat. Und daneben ein recht ausgehunger¬ 
tes Proletariat. Abgesehen von sehr guten Bahnverbindun¬ 
gen, sind die drei Städte auch noch durch Trambahn verbun¬ 
den. Die Industrie scheint hier besonders durch billige Frach¬ 
ten gefördert zu werden, was durch ein Kanalnetz ermöglicht 
wird, das bewundernswert ist. Der Verkehr von einem Ka¬ 
nalufer zum anderen wird durch drehbare Brücken vermittelt, 
die kaum 10 Minuten auseinander liegen. Die vielen 
Schlepper im Kanal liegen jetzt verankert und unbenutzt da. 
Wir haben jetzt die Aufgabe, alles, was an fertiger Ware 
und an Rohprodukten hier liegt und für Heereszwecke brauch¬ 
bar ist, zu beschlagnahmen. Die Sachen werden mit der 
Bahn wegtransportiert; ein Teil kommt gleich an die Front. 
Gestern und heute sind Tausende von Pelzkragen an die Front 
gegangen, wo sie unsere Soldaten in den Schützengräben tra¬ 
gen. Auch viel Wein kommt an die Front. Hier gibts Wein, 
mehr wie in München Bier! Zement- und Holzlager werden 
geräumt, und die großen Kohlenvorräte wärmen jetzt unsere 
Soldaten. Riesige Mengen Rohwolle im Werte von Mil¬ 
lionen gehen in endlosen Eisenbahnzügm nach Deutschland, 
ebenso Stoffe und Wollwaren. Eine Fabrik allein hatte 
48 000 schwere wollene Decken auf Lager, die schon in unseren 
Schützengräben sind. 
Die Beschlagnahme erfolgt in der Weise, daß die Bürger¬ 
meister aufgefordert werden, die Bürger ihrer Gemeinden zu 
veranlassen, innerhalb kurzer Frist ein Verzeichnis ihrer Wa¬ 
renbestände einzureichen. Nach Ablauf des Termines wird 
nachgeprüft, ob die Angaben stimmen, was meistens nicht der 
Fall ist. Dann wird der Bestand von uns aufgenommen und 
der Eingang zum Lager abgesperrt. Der Besitzer erhält eine 
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