Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

Grenzen umbrausen, ein einzig Brudervolk sind, „in keiner 
Not uns trennen und Gefahr." 
Im Beschlagnahmebureau. 
Ich bin in einem hochherrschaftlichen Hause allein 
einquartiert, und eS geht mir ausgezeichnet. Die Villa 
liegt in einem sehr großen Garten, der durch eine drei Meter 
hohe Mauer abgeschlossen wird. Bewohner: ein Herr Ende 
der 50er Jahre und Madame, dann eine in den ZOer Jahren 
stehende verheiratete Tochter mit zwei Kindern. Der Mann 
der Tochter ist französischer Soldat und befindet sich seit drei 
Wochen als Gefangener in Deutschland. Daß die Leute mich 
lieber hinten wie vorne sehen, kannst Du Dir wohl denken; 
das kümmert mich aber nicht viel. Namentlich der alte 
Drache wehrte sich, als ich einzog; er wollte gar nicht daran 
glauben, daß er einem Deutschen Obdach und Essen geben 
muß. Im Schrank in meinem Zimmer fand ich französische 
Patronen, die fabrikmäßig zu Dum-Dum-Geschossen ausge¬ 
bohrt sind. Heute habe ich der jungen Frau einen in deutschen 
Blättern abgedruckten Brief gegeben, in dem sich gefangene 
Franzosen für die gute Behandlung durch das Rote Kreuz in 
Deutschland bedanken. Jetzt scheint sie etwas zugänglicher zu 
werden. Die beiden Alten lassen sich nicht mehr sehen, nur 
schimpfen höre ich sie ab und zu. Die ganze Bevölkerung ist 
sehr erbittert. Das ist ja auch begreiflich und macht auch wei¬ 
ter nichts. 
Die Städte Lille, Roubaix und Tourcoing sind ein Wirt¬ 
schaftsgebiet mit zahlreichen großen Industrie-Unternehmun¬ 
gen. Außerdem wohnen hier viele Besitzer von auswärtigen 
Unternehmungen. Hier findet man einen Reichtum und ei- 
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