Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

kommt man drei Tage lang kein Wasser oder keine Seife zu 
sehen. Das längste waren mal neun Tage ohne jede Reini¬ 
gung. Aber das macht fast gar nichts. Einige behaupten 
sogar, daß der Dreck auch wärmt! — Die Feldpost funktio¬ 
niert ganz famos, wenn es auch mal IO bis 14 Tage dauert, 
bis der Brief am Bestimmungsort ist, aber das ist ja auch 
nicht anders möglich, weil wir einmal hier, einmal da find. 
Sanitätsdienst bei Cambrai. 
30. Oktober 1914 
Wir haben hier in Eile die Kirche zu einem Lazarett um¬ 
geschaffen. Alle Bänke sind entfernt, überall große Kirchen- 
leuchter zur Beleuchtung aufgestellt; die Sakristei dient als 
Verbandsraum. Das Dorf ist natürlich ganz voll Militär. 
Etwa der fünfte Teil der Häuser war schon vor unserer An¬ 
kunft in Trümmer geschossen, alle übrigen sind voll Soldaten. 
Die Bewohner sind alle geflüchtet bis auf etwa 20 Männer, 
die nun für uns arbeiten, Wege säubern und ausbessern müs¬ 
sen. Die verschiedenen großen Weinkeller, die es hier gibt, 
sind alle leer. Zuerst haben die durchziehenden Franzosen 
tüchtig getrunken und nachher, wie ich es auch sonst häufig ge¬ 
troffen habe, die Hähne an verschiedenen Fässern offen gelas¬ 
sen, damit die Deutschen nichts mehr bekommen. Da konnte 
man hier in einem Keller bis über die Knöchel im besten Rot¬ 
wein waten. Was noch übrig war, wurde an die Truppen ver¬ 
teilt, da man das Wasser hier wegen Typhusgefahr nicht 
trinken darf. Die Kaufläden waren natürlich auch alle leer. 
In einem wurde unser Bureau eingerichtet. Bei einem Schuh¬ 
macher fanden wir Hunderte von Pantoffeln, die wir alle 
für unsere Verwundeten holten. Da die Leute alle dummer- 
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