Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

mann etwa ein Held, der augenblicklich nichts zu tun hat und 
auf der Brücke sitzt, um zu angeln? Plötzlich gerät er in Ar¬ 
tilleriefeuer und ruft denen, die ihm nach der ersten Granate 
winken, daß er zurückkehren müsse, zu: „Das ist verflucht! 
Es biß gerade einer an!" Der Mann ist kein Held, aber 
dem Tode inS Auge sehen, ist ihm etwas Alltägliches. Nie¬ 
mand kann sagen, ob sein Nebenmann mutig ist oder nicht. 
Das Anschießen der Kirchweih. 
Gestern sind nun Frischlinge aus der Heimat angekom¬ 
men, wie aus dem Ei geschlüpft, so nett sehen die Kerlchen 
aus. Sie hatten am Nachmittag Feldgottesdienst; er war sehr 
ergreifend, ich muß unumwunden zugestehen, daß selbst mir, 
einem alten Krieger, die Tränen herunterkollerten. Dann 
hatten sie eine Vorstellung durch den Divisionskommandeur. 
Er hielt ihnen vor, daß sie auf französischem Boden stehen, 
der von ihren Kameraden durch viel Blut erkämpft wurde. 
Abends um 6 Uhr mit Einbruch der Dunkelheit wurden sie 
dann in die Schützenlinie vorgezogen, wo bereits ihre Kamera¬ 
den seit 20 Tagen ununterbrochen liegen. Der Feind ist kaum 
100 Meter davon entfernt. Es ist gut, daß die Lücken alle 
ausgefüllt werden, denn wir brauchen Leute! Der Feind hat 
alles mögliche herangezogen, so z. B. Zuaven, Turkos, Hindus, 
alles mögliche Zeug, und doch nichts Gescheites. 
Die großen Nachrichten, die es gibt, wirst Du alle eher 
durch die Zeitung erfahren. Am neugierigsten wirft Du wohl 
auf den rechten Heeresflügel sein; nun freue Dich, uns geht es 
gut! Einige Teilerfolge muß ich Dir doch erzählen: 
Vor ein paar Tagen machten die Franzosen einen nächt¬ 
lichen Angriff. Sie kamen auf 50 Meter an eine Maschinen¬ 
gewehr-Kompagnie heran und schrien das „deutsche" Hurra! 
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