Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

Freundliches aus Feindesland. 
DaS Dorf, in welchem wir uns jetzt befinden, ist bis auf 
acht oder zehn Häuser abgebrannt, und eS ist hier nichts mehr 
zu holen. Die Leute, die zurückgeblieben, sind zu 15 bis 22 
Personen in den meist kleinen Hütten auf die Speicher zu¬ 
sammengepfercht. 
Du wirst nun fragen, wovon leben denn die Leute in dem 
völlig abgebrannten Dorfe, wo in den Gärten schon alles ge¬ 
holt ist und auf den Feldern Pferde, Wagen und Menschen 
alles zermalmt haben. Ja, sie leben von uns, von der Mild¬ 
tätigkeit der deutschen „Barbaren". So sind die „Barbaren", 
sie teilen ihr Brot und ihre Suppe mit den Unglücklichen. 
Wir haben gleich so angefangen, und ich veranlaßte unsere 
Leute, den Armen soviel abzugeben, als sie eben entbehren 
konnten. Ich selbst habe Brot an Kinder und Männer ver¬ 
teilt, und wirklich dankbar sind die Leute dafür. Unsere Leute 
hatten irgendwo aus einem verlassenen Hause ohne mein Wis¬ 
sen eine Puppe mitgenommen; als ich sie hier sah, gab ich sie 
drei kleinen Mädchen, die hier im Hause wohnen. Die Freude 
über die große Puppe hättest Du sehen sollen. Die Großmut¬ 
ter sagte: „Embrassez ce monsieur!" Es war rührend, 
als die kleinen hübschen Mädchen ihre Hälschen streckten und 
Miene machten, in ihrer Freude mich zu umarmen. Ihr Vater 
ist auch im Krieg. Unter Tränen im Auge dankte mir abends 
die Mutter, als ich ihr von unserer Reissuppe eine ordentliche 
Portion gab. Ja, da draußen steht der Ernährer uns als 
Feind gegenüber, und hier sorgt der Kamerad für das fremde 
Weib und Kind.
	        
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