Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

findet sich in einem Lehrerinnenseminar, das dazu wirklich wie 
geschaffen ist: große, lustige und sonnige Räume. DaS schönste 
ist aber unbedingt der Garten mit seinen herrlichen alten 
Bäumen, unter denen die Verwundeten stundenlang sich son¬ 
nen und erholen. Die Verpflegung der Verwundeten ist 
glänzend; zweimal täglich warmes Essen und Fleisch. Zur 
Pflege werden französische Helferinnen belassen, die zum Teil 
recht geschickt sind, zum Teil aber die Krankenpflege mehr 
als Sport betreiben. Als wir vor einem Monat das Lazarett 
von den französischen Aerzten übernahmen, war der größte 
Teil der Wunden in einem recht bösen Zustand. Dank un- 
serem regelmäßigen Verbandwechsel sehen die Wunden heute 
ganz anders aus, was sogar zuweilen von den französischen 
Pflegerinnen zugegeben wird. Als vor wenig Tagen einem 
Schwerverwundeten der Arm trotz zweimaliger Operation doch 
amputiert werden mußte, da erklärte mir die verständigste 
aller Pflegerinnen, sie hätten alle unsere Versuche, dem 
Manne die Amputation zu ersparen, bewundert. Nach ihren 
Erfahrungen hätten die französischen Militärärzte nicht mit 
solcher Aufopferung versucht, den Arm zu erhalten. Beim 
Verbinden des eben genannten Verwundeten erlebte ich eine 
recht bezeichnende Geschichte, welche die vorgefaßte Meinung 
der Franzosen, daß wir gleich ihnen Dum-Dum-Geschosse be¬ 
nutzten, deutlich erkennen läßt. Als eine Pflegerin die große 
Operationswunde sah, rief sie mit verständnisvollem Lächeln 
aus: „Ah, ein Explosivgeschoß!" Eine zweite kommt des We¬ 
ges: „Ah, ein Explosivgeschoß!" Eine dritte ebenso. Nichts 
kann sie überzeugen, daß wir Deutschen den Gebrauch der 
Dum-Dum-Geschosse als unser unwürdig verabscheuen. Ja: 
Was ich denk und tu', trau ich andern zu. - - - 
Einige Male habe ich auch für meine Verwundeten requi- 
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