Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Herz krampfte sich zusammen. Mein braver Unteroffizier hat 
ihn heute abend in der Dunkelheit (der Mann hatte sich noch 
weit zurückgeschleppt) abgeholt; ich hätte den Verwundeten 
küssen können und habe lange mit ihm gesprochen. Der Un¬ 
teroffizier bekommt dafür das Eiserne Kreuz. Wie habe ich 
mich gefreut, als ich den Verwundeten ziemlich sicher bei uns 
sah! Ihr könnt es mir nachfühlen. Jetzt ist er schon auf 
dem Transport nach der Heimat. 
Feldpostbrief eines Arztes. 
Nun bin ich glücklich 4 Wochen hier in Nordfrankreich 
und habe mit Ausnahme eines Tages dauernd französi¬ 
sche Verwundete behandelt. Ich gebe zu, ich hatte damals, 
als ich freiwillig meine Praxis aufgab, um dem Vaterlande 
meine Dienste zu weihen, mir meine neue Tätigkeit anders 
vorgestellt. Aber Mensch ist Mensch, und ein verwundeter 
Franzose ist für den Arzt ein kranker Mensch, kein Feind. 
Und schließlich gibt man sich doch der Hoffnung hin, die 
Sorge, die wir auf unsere verwundeten Gefangenen 
verwenden, möchte und könnte auch unseren Landsleuten, die 
sich in gleicher Lage befinden, zugute kommen. 
Im ganzen sind etwa 100 Franzosen meiner Obhut an¬ 
vertraut. Unter ihnen sind alle Truppenarten und Völker¬ 
schaften Frankreichs vertreten. Merkwürdigerweise rechnen 
die Franzosen Marokko zu Frankreich. Auch Senegalneger 
und TurkoS habe ich zu behandeln. Zum Verbinden kommt 
noch ein Stabsarzt. Kleinere Eingriffe machen wir selbst, 
die größeren nimmt ein Chirurg aus Berlin vor, einige Male 
ist auch ein Leibarzt des Kaisers, der seine Patienten nachher 
mehrfach besuchte, bei une tätig gewesen. Das Lazarett be- 
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