Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

doch, da ein Fahnenjunker einen Bauchschuß bekommen 
hatte. Unterwegs schoß man mir die Mutze aus 
dem Munde, die ich erst an demselben Tage als Liebes¬ 
gabe bekommen hatte. Auf dem Zurückweg schlug eine Granate 
einen Meter vor meinem Pferde ein, krepierte aber nicht. Es 
war aber zu spät. Als ich an der Beobachtungsstelle ankam, 
lag der Fahnenjunker im Sterben. Er dankte mir noch, daß 
ich für ihn durchs Feuer geritten war. So und ähnlich hat 
Gott mich immer vor dem Tode bewahrt. Vielleicht wird 
Gott mich gesund in die Heimat zurückkehren lasten. Das 
neue Jahr haben wir gut angefangen. Gestern hatten wir ein 
starkes Artilleriegefecht, auch heute donnern die Kanonen ohne 
* aufzuhören. Wir haben unsere Batterie eingeteilt. Wenn 
die eine Hälfte in Feuerstellung steht, hat der andere Teil 
Ruhe. Weihnachten hielten wir in der zerschossenen Kirche 
von JllieS ab. Zuerst hatten wir Gottesdienst bei Herrn Pfar¬ 
rer Schulze Nölle aus Langendreer. Sodann hielt unser 
Herr Hauptmann eine Ansprache und gedachte der Toten der 
Batterie. Alsdann bekamen wir jeder ein Liebesgabenpaket 
vom Vaterländischen Frauenverein. 
Grabendienst bei La Baffee. 
Grau und düster senkt sich die Abenddämmerung hernieder 
und hüllt die Grauen und Schrecken des Krieges in das 
Schweigen der Nacht. Man hört nur das dumpfe Rollen der 
Geschütze und sieht nicht das grausige Werk ihrer Zerstörung. 
Grau und düster ist auch der Eindruck der Krieger, die fertig 
gerüstet im Dunkel der zerstörten Kirche stehen. Der Ka¬ 
nonendonner hat aufgehört, nur vereinzelt knallt ein Schuß 
durch die Stille des Abends, oder manchmal knattert das Ma¬ 
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