Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

Sturm und Regen. Dazwischen mal ein bißchen Schnee, 
so daß wir wahrhaftig in den Schützengräben oft bis an die 
Knie in den „Lehmknietsch" eingesunken waren. Seit drei 
Tagen hat eö nun kräftig geschneit, so daß eS ganz winter¬ 
mäßig aussieht. Natürlich ist eS ganz furchtbar kalt dabei 
geworden, und als wir heute morgen aus den Schützengräben 
zurückkamen, war unser Gewehr total eingefroren und sogar 
der Tee in der Feldflasche zu Eis geworden. Wir liegen jede 
Nacht in Stellung, und da gibt es schöne Eisbeine. Man ist 
natürlich froh, wenn wieder eine Nacht vorüber ist und man 
morgens einrücken kann. Leider ist es auch da nicht viel besser. 
Wir liegen tagsüber ein paar Stunden in einem zerschossenen 
Bauerngehöft, durch das ganz jämmerlich der Wind pfeift, 
weil keine Tür und kein Fenster mehr ganz ist und das Wasser 
auch schon langsam durch die Decke tropft. Ein paar Stun¬ 
den kriecht man ins Stroh, ohne rechte Ruhe zu finden, und 
kommt halb erfroren wieder heraus. 
Seit vorgestern liegen wir ganz in der vordersten Linie, nur 
I2O Meter von den englischen Schützengräben entfernt. Da 
heißt es aber auf die Ratte spannen und immer schußbereit 
sein; denn wenn sie jetzt in den stark dunklen Nächten einen 
kühnen Satz machen, sind wir verkauft und das Gewehr ver¬ 
loren. Wir sind vier Mann und ein Unteroffizier bei der 
Bedienung, und da heißt es tüchtig Wache stehen, immer Dop¬ 
pelposten mit zweistündiger Ablösung. Wir liegen jetzt mäch¬ 
tig unter Feuer; denn auf der weißen Schneefläche ist jeder 
schwarze Punkt zu sehen. Solange nur die Kugeln pfeifen, 
geht es noch an, aber wenn auch noch die Granaten kommen, 
wird es zu toll. Dabei vergeht hier keine Nacht, in der sie 
nicht ein wenig Feuern spielen. Irgendwo, rechts oder links 
fängt es an und breitet sich dann allmählich über die ganze 
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