Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Aufhören tut das Feuern jetzt Tag und Nacht nicht. Die 
Engländer sind zäher als die Franzosen, aber fertig werden 
wir mit ihnen auch. Ihre Mannschaften hier bestehen haupt¬ 
sächlich aus zusammengewürfeltem Volk, Aegyptern und in¬ 
dischen Lanzenreitern. Langsam nehmen wir ihnen eine Stel¬ 
lung nach der anderen und drücken sie Kilometer um Kilome¬ 
ter zurück. 
In der Engländerschlacht. 
Seit ld Tagen liegen wir westlich von Lille unweit Armen¬ 
tieres in offener Feldschlacht einer englischen Armee gegen¬ 
über — meine Batterie als ein Glied in der Riesenkette von 
Brummern, die alltäglich den Feind mit einem Hagel von 
Feuer und Eisen überschütten, und wir haben eö längst aufge¬ 
geben, die GefechtStage zu zählen. 
Wir machen täglich die Erfahrung, daß wir einen Gegner 
von einer Hartnäckigkeit und Zähigkeit ohnegleichen vor uns 
haben, der durch das schärfste Schützenfeuer, durch den furcht¬ 
barsten Schrapnell- und Granatregen kaum zu erschüttern ist. 
Langsam, unendlich langsam gewinnen wir an Boden, und je¬ 
der Fußbreit Erde wird mit Opfern teuer erkauft. In den er¬ 
stürmten Schützengräben liegen die Engländer reihenweise hin¬ 
gemäht, so wie sie, die nicht wankten und wichen, Kolben und 
Bajonett der Stürmenden dahingerafft. Man muß erkennen, 
daß dieser Gegner vom militärischen Standpunkt aus die höch¬ 
ste Achtung verdient. Wir haben die beste Armee der Welt 
und können uns desien mit berechtigtem Stolz rühmen, wollen 
uns deshalb aber nicht der Einsicht verschließen, daß wir in 
mancher Hinsicht von der englischen Kriegführung lernen kön¬ 
nen. In vielen praktischen Dingen, besonders was Kleidung, 
Verpflegung, Technik der Nachrichtenübermittlung anlangt, 
148