Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

Bei der Radfahrerabteilung. 
Südlich Lille, 17. Oktober 1914 
Das Unglaubliche ist geschehen, wir haben ein paar Tage 
Ruhe. Es war höchste Zeit. Nicht nur wegen der äußeren 
Aufmachung, die schon recht erheblich gelitten hat und überall 
aus den Fugen geht, sondern auch wegen der Nerven. Die 
letzten Wochen waren in dieser Beziehung doch recht an¬ 
strengend. Wenn wir bei und mit der Kavallerie sa auch 
keine großen Schlachten schlagen, so nimmt doch dieses tägliche 
und nächtliche Herumschlagen mit dem bösen Feind, der einem 
hinter jedem Busch, hinter jeder Mauer auflauert, ziemlich 
mit. Die Arbeitsverteilung zwischen uns Radfahrern und der 
Kavallerie war nämlich stets die, daß wir beim Vormarsch 
in der Vorhut die Dörfer vom Feinde zu säubern hatten, 
abends auf Vorposten blieben und beim Rückmarsch den Ab¬ 
zug deckten. Auf diese Weise haben wir die letzten Nächte 
immer auf 6 - 800 Meter nahe dem Feind verbracht. Natür¬ 
lich knallt es mehr oder weniger ununterbrochen in nächster 
Nähe. Daran habe ich mich aber bereits schon so gewöhnt, daß 
ich z. B. neulich fünf Stunden fest geschlafen habe, ohne etwas 
zu hören. Man ist eben todmüde und schläft, sobald man sitzt. 
Am Tage war das Programm meist folgendes: Sobald es 
hell wird, kommt ein Flieger und sieht sich in aller Ruhe die 
Sache von oben an. Er hat Muße genug dazu, denn wir be¬ 
schießen ihn schon gar nicht mehr, weil es fast nie glückt, einen 
herunterzuholen. Nur wenn er über die Kavallerie kommt, 
erhebt sich ein fürchterliches Geknatter, das seinen Grund in 
der Angst vor den Bomben hat, mit denen die größeren Ka¬ 
valleriemassen in letzter Zeit leider mit gutem Erfolg bedacht 
worden sind. Dann nach einer halben Stunde kommt der 
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