Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

Es muß etwas Wichtiges sein, das ihn so zur Eile treibt. Der 
Regen, der nur noch rieselt, geht in der Ferne in leichten 
Nebel über; dadurch gewinnt alles Umliegende den Anblick 
des Schemenhaften, und so sah es aus, als ob der Reiter am 
Horizont seinen Schatten immer vergrößerte, als ob er der 
Ueberbringer von Botschaften über manches Menschenschick¬ 
sal sei. Nur in sehr schweren Zeiten haben Naturerscheinun¬ 
gen leicht etwas Geisterhaftes, und auch mich, der ich frei von 
allem Phantastischen bin, schlug dieser geisterhafte Reiter des 
Todes in seine Bande. Noch trennen den Ueberbringer wich¬ 
tiger Depeschen zirka sechs bis sieben Kilometer von uns, und 
doch verstummen schon alle Gespräche. Ein jeder hängt seinen 
Gedanken nach, und alle Arbeit ruht. Man will die Ent¬ 
scheidung hören, was mit uns geschieht. Kommen doch des 
TageS so oft Meldungen an, aber mit Anbruch der Dunkelheit 
im Galopp eine - das hat Ursache. Meldung an den Füh¬ 
rer der Kavalleriedivision. Schon von weitem dringt die 
tiefe Stimme in Absätzen heran. Hierher — jetzt rast er 
heran. Kaum bringt er sein Pferd zum Stehen. Die Flanken 
des Gaules zittern, der Schweiß tropft herab, und keuchend 
bringt der Reiter heraus: „Der Feind hat sich in der Nie¬ 
derung entwickelt und plant einen nächtlichen Ueberfall auf 
die Division, Exzellenz!" Der General, an den die Meldung 
gerichtet, ein Mitte Mer mit schneeweißem Schnauzbart, steht 
einige Sekunden still. Dann haut er mit seiner Reitgerte 
an den Stiefel. „Bon, Monsieur. Komm runter mein 
Sohn, von deiner Mähre und rauche eine Zigarre!" Beim 
Militär werden Überraschungen - denn dies war eine ganz 
gehörige — mit einem Witz verschluckt. Ein Ueberfall auf 
uns Kavallerie, wo wir keine Infanteristen bei uns haben, 
ist eine fatale Sache. Feuer löschen, zum Fußgefecht! Ein 
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