Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

feindliche Infanterie das Feuer. Artillerie folgte. Die Ku¬ 
geln pfiffen, und Granate auf Granate schlug ein. Vor der 
Mauer, auf dem Hof und in die Gebäude. Die ersten Minu¬ 
ten war eS geradezu furchtbar, dann hatte ich bald meine 
Freude daran, denn die Dinger krepierten ab und zu nur zehn 
Schritte vor mir entfernt, näher wagten sie sich nicht heran. 
Meiner Helmspitze war vielleicht nicht so wohl, sie ragte an 
den oberen Rand der Mauer heran. Der Feind schoß über 
den oberen Mauerrand seine Granaten ins Erdgeschoß und 
in das Dach der Gebäude. Fensterscheiben klirrten, solange 
noch welche vorhanden, und die Jnfanteriegeschoffe trommel¬ 
ten luftig auf die Blechdächer. Rittmeister v. G. schwer ver¬ 
wundet. Ein Toter in der 3. Eskadron, drei oder vier Verwun¬ 
dete. Unsere Eskadron blieb unversehrt. Unsere Brigade 
steht ganz allein ohne Artillerie. Die Nacht mochte gut wer¬ 
den. Am Abend hatte die feindliche Artillerie ihre ganze 
Kraft entwickelt. Wir rauchten Zigaretten, dazu gab'S einen 
Schluck Wein oder Kaffee, zu effen nichts. 
Wir bereiteten uns zur Abwehr eines Nachtangriffes vor, 
und richtig, sie kamen. Wir eröffneten auf kurze Entfernung 
ein mörderisches Feuer ins Dunkle hinein. Ich höre dicht 
vor mir den Ruf „Retraite". Bei Sonnenaufgang sehen 
wir unseren Erfolg. 40 bis 50 Meter vor uns leuchtet eine 
rote Hose in der Morgensonne. Am Abend lag er noch vor uns. 
Die Nacht hindurch hatten wir eine Stunde um die andere 
Wache. Es war eisig kalt und das Beobachten in der dunklen 
Nacht rasend anstrengend. Am Morgen schlief ich ein und er¬ 
wachte um 10 Uhr, als ein Artilleriehauptmann durchs Tele¬ 
phon seinen Geschützen die Kommandos zurief. Es gab für mich 
keinen schöneren Morgengruß. 
Der zweite Tag verlief wie der erste, nur der Unterschied, 
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