Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

Flüchtlingselend vor Lille. 
Avelin, Oktober 1914 
Am 10. traf unser 19. Armeekorps bei Lille ein und be¬ 
gann mit der Beschießung der Forts, die auch bald geräumt 
wurden. Der Feind, Engländer, Franzosen, Indier, Neger, 
alles war vertreten, wie wir später sahen, hatte sich in die 
Stadt Lille zurückgezogen. Die Leute aus der Stadt waren 
geflüchtet und waren zum größten Teil in das von uns besetzte 
Gelände gezogen, um da Schutz zu suchen. Am 12. Oktober 
waren die Straßen von da gefüllt mit Frauen und Kindern, 
vom kleinsten bis zum größten. Alles was etwas tragen konnte, 
hatte die paar Habseligkeiten unterm Arm oder auf Kinder¬ 
wagen, Schubkarren, Säcken oder sonstwo. Kleine Kinder 
hingen auf dem Buckel oder an dem Rockzipfel, um mit fort¬ 
zukommen: es fing an zu regnen, und die Aermsten der Armen 
mußten Regen und Kälte über sich kommen lassen, manche 
waren schon 16 Kilometer gelaufen, als wir sie trafen, Und 
noch weiter ging die Reise um Obdach zu finden. Am 
13. abends waren wir vor Lille; die Stadt brennt an drei 
Stellen, das Innere scheint nicht zu brennen. Wir fuhren 
in der 10. Stunde zurück nach Avelin, und noch immer ka¬ 
men Trupps von Frauen und Kindern. Wir lie¬ 
gen zurzeit in Avelin bei Lille. Da hatten wir wieder 
Glück; ein gutes Quartier, gute Leute. Die Frau hat alles 
für uns gekocht. Wein, Bier und Kognak wurde aufgetra¬ 
gen; heute mittag den Tisch gedeckt wie im Hotel, was sehr 
selten vorkommt. Der Mann ist Gegner des Krieges; ein 
Sohn von 24 Jahren ist verwundet, er ist in Deutschland 
als Gefangener. Die Leute fragen, ob es die Verwundeten 
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