Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

wir abgelöst und marschierten ungefähr 15 Kilometer zurück. 
Am folgenden Tage Ruhe. Wir hatten 4^ Wochen lang kein 
Dach mehr über dem Kopfe gehabt, immer nur in Schützen¬ 
gräben oder Erdhöhlen kampiert. Am Abend des 6. Okto¬ 
ber, 7 Uhr, Abmarsch in nordwestlicher Richtung an Reims 
vorbei. Marsch ungefähr 45 — <52 Kilometer durch ganz 
öde Gegend, 4 — 5 Stunden lang kein Haus. Am 7. Okto¬ 
ber, morgens 7 Uhr, ganze Kompagnie Quartier in Scheune. 
Alles todmüde. Am Sonntag abend beim Abmarsch hatten 
wir ein halbes Brot (1 Pfund) gefaßt, und am Dienstag mor¬ 
gen bekamen wir jeder ein Säckchen Felbzwieback. Mit die¬ 
sen Zwiebäcken ausgerüstet, die allerdings bereits in unserem 
Magen lagen, sind wir am Abend wieder abmarschiert, die 
ganze Nacht hindurch mit einmaliger halbstündiger Pause, 
zirka 42 Kilometer. Ankunft morgens %8 Uhr. Quar¬ 
tier für Kompagnie eine Scheune. Ich mußte auf Wache, 
weil ich noch ganze Füße hatte. Mir hat das sehr gefallen. 
Denn ich habe in einem Hühnerstall 15 Stück frische Eier 
gefunden und 12 Stück davon gleich in Speck gebraten. Speck 
und Brot hatten wir von der Kompagnie gefaßt. Dann 
habe ich noch Weißbrot requiriert, das hier wie unsere Sem¬ 
meln schmeckt, und ein feines Frühstück eingenommen. Ge¬ 
tränk dazu: Rot- und Weißwein. Als Nachtisch die schön¬ 
sten Aepfel, die es hier haufenweise gibt. So schönes Obst 
wie hier habe ich überhaupt noch nicht gesehen. Aepfel und 
Birnen hängen zentnerweise auf den Bäumen. Wir haben 
uns die schönsten heruntergeholt; denn das Obst wird heuer 
ja doch nicht gepflückt, weil es an Leuten fehlt. Die Dörfer 
und Städte sind hier aber noch fast alle bewohnt. Wir sind 
in eine herrliche und dichtbevölkerte Gegend Frankreichs ge¬ 
kommen. Am Tage und Abend habe ich dann noch mehrere 
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