Volltext: Arras, Lille u. La Bassee (7,2 / 1916)

Standpunkt aus feststellen, daß feindliche Infanterie zu beiden 
Seiten des Forts „Batterie du Camp Français" mit Schanze- 
arbeiten beschäftigt, das Fort selbst aber unbesetzt und feindliche 
Artillerie nirgends zu entdecken war. 
Es war wieder ein Sonntag, als wir den Angriff gegen 
Lille erneuerten. Und auch dieser Vorstoß verlief nicht ganz 
nach Wunsch. Wir drangen bis in die Vorstadt La Made¬ 
leine ein, erhielten dort Feuer von überlegener Infanterie 
und mußten in später Abendstunde in Richtung Roubaix zu¬ 
rückweichen. Mein Zug, der wieder in der Vorhut und an 
der brenzlichsten Stelle war, zog sich ehrenvoll aus der Affäre. 
Wir kampierten in stockfinsterer Nacht vor den Toren Lilleö 
auf einem nassen Acker, des feindlichen Vorstoßes gewärtig, 
der wieder nicht kam. 
Am nächsten Morgen wurde vergeblich parlamentiert, dann 
die Beschießung Lilles durch unsere beiden Batterien eröffnet. 
Für die Nacht stand uns ein gutes Quartier fernab vom 
Schuß in Aussicht. Im Abendprogramm war ein sub¬ 
stantielles Essen in warmer Stube vorgesehen, dann ein 
gründlicher Schlaf in guten Betten, wie wir sie seit Wochen 
nicht mehr gesehen hatten. Der erste Teil des Programms 
kam auch noch zur Ausführung. Dann aber, als wir gerade 
zu Bett gehen wollten und schon im Vorgefühl eines wunder¬ 
vollen Schlafes schwelgten, stand plötzlich unser guter alter 
Wachtmeister in der Tür: „Alarm! Das Detachement mar¬ 
schiert sofort wieder nach Lille." Und zum dritten Male rück¬ 
ten wir, todmüde von vielen schlaflosen Nächten und von der 
nach langem Warten allzu reichlichen Abendtafel, gegen Lille 
vor. In dieser Nacht, wohl der unangenehmsten, die mir bis¬ 
her der Feldzug gebracht hat (bleierne Müdigkeit, eisige Kälte 
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