Volltext: Einst und Jetzt [1] ; ([1] ; 1827)

wurde er aber gegen den Französischen Marschall Victor, 
der von Schill gefangen genommen worden war, ausge- 
wechselt, und nach Königsberg berufen. Er sollte nun den 
Feind in Schwedisch - Pommern beschäftigen, und schon war 
er dahin abgegangen, als der Friede zu Tilsit dem Kriege 
ein Ende machte. Eine Zeitlang arbeitete jetzt der thätige 
Mann im Kriegsdepartement, dann wurde ihm das Militär- 
Kommando in Pommern übergeben, kurze Zeit darauf aber 
einstweilen in den Ruhestand versetzt. 
Im Jahre 1812 erschien er abermals auf dem Kriegs- 
schauplatz und erhielt den Oberbefehl über das preußische 
Heer und das damit verbundene russische Corps unter dem 
General W i n z i n g e r 0 d e. Die erste Schlacht bei Lützen 
oder G r 0 ß - G ö r s ch e n ging für die Verbündeten ver- 
loren, dessen ungeachtet bedeckte sich aber Blücher in die- 
fem Treffen und auf seinem Rückzüge über die Elbe mit un- 
sterblichem Ruhme. Auch in den Tagen bei Bautzen und 
Hochkirch wandte sich das Glück noch auf die Seite des Fein- 
des, in der Schlacht an der Katzbach aber erklärte es sich 
ganz für die Verbündeten, und Blücher schlug mit sol- 
chem Nachdruck auf die Feinde los, daß er Macd 0 nald's 
Corps fast ganz vernichtete und Schlesien von dem Feinde 
säuberte. Unaufhaltsam drang er nun gegen die Lausitz vor, 
ging bei Wartenburg über die Elbe, und bewirkte durch 
diesen Schritt, daß das große böhmische Heer unter dem Für- 
sten Schwarzenberg, und die Nordarmee unter dem 
Kronprinzen von Schweden, zu größerer Thatigkeit kommen 
konnte. So nahten die ewig denkwürdigen Tage der Be- 
freiungsschlacht bei Leipzig heran. Auch in dieser Schlacht 
war er überall Sieger. »I m m e r v 0 r w ä r t s , immer 
vorwärts!" rief Blücher auch seinem Heere bei der Er- 
stürmung Leipzigs zu, und darum wurde ihm auch von dem 
Anfange des Feldzuges an, und zwar zuerst von den Russen, 
der rühmliche Name: Marschall Vorwärts beigelegt. 
Die Heere der Verbündeten gingen den 1. Januar 1614 
an verschiedenen Puncten über den Rhein. Blücher stand 
an der Spitze der schleichen Armee, die aus zwei preußi- 
schen, zwei russischen, einem hessischen und einem gemisch- 
ten Corps bestand, und orang mit diesem bis in die Nähe 
von Paris vor. Zwar wurde er wieder zurückgedrängt; allein 
nur auf kurze Zeit; am 6. März erfocht er einen glorreichen 
Sieg bei La on. Der letzte Kampf war bei Montmattre, 
ganz nahe bei Paris, und am 3i. März zog Blücher an 
der Seite der übrigen großen Feldherrn siegreich in Frank- 
reichs Hauptstadt ein. 
Die drei Monarchen Kaiser Franz, Kaiser Alexander 
und der König von Preußen waren den Bewegungen der 
Heere gefolgt, und nahmen Theil an dem Siegeszuge. Sie 
und fast alle europäischen Regenten schmückten jetzt dankbar 
den grauen Helden mit ihren höchsten Militärorden; sein 
König aber erhob ihn zum Fürsten von Wahlstadt, 
zur Erinnerung des wichtigen Sieges an der Katzbach, den 
Blücher in der Nähe jenes Ortes erfochten hatte, und be- 
schenkte ihn zur würdigen Behauptung des Fürstenstandes 
mit angemessenen Gütern. 
Noch in dem Monate July desselben Jahres begleitete 
Blücher die hohen Verbündeten nach England, und ward 
auch dort mit.allgemeinem Jubel empfangen. Die Universi- 
tät zu Oxford ernannte ihn zum Doctor der Rechte. 
Nach seiner Rückkehr von London lebte er bis 1816 auf 
seinen Gütern; allein noch einmal rief ihn sein König auf 
das Feld der Ehre. Den i3. Juny ward er bei Ligny in 
den Niederlanden vom Feinde, ehe er die nöthige Verstär- 
kung an sich ziehen konnte, angegriffen, und er mußte der 
Übermacht weichen. Er selbst stürzte vom Pferde; die feind¬ 
liche Reiterei setzte über ihn weg, ohne ihn zu erkennen, und 
sprengte von den preußischen Husaren zurückgeworfen, auf 
demselben Wege zum zweiten Male vorüber, ohne zu ahnen, 
was für eine Beute sie übersehen hatten. Glücklich wurde 
nun dem Fürsten unter dem todten Pferde hervorgeholfen; 
ein Dragonerpferd nahm ihn dagegen auf und brachte ihn 
vollends in Sicherheit. Er sammelte seine Armee jedoch schnell 
wieder und siegte am 18. in Vereinigung mit den Englän- 
dern unter W e l l i n g t 0 n, bei Waterloo. Der Feind 
floh von allen Seiten und Blücher rückte stegreich mit 
den übrigen Verbündeten zum zweiten Male der Hauptstadt 
Frankreichs entgegen, und zog in dieselbe ein. Der Krieg 
war für immer beendet, und nach dem Frieden zog sich der 
ruhmbedeckte Held auf seine Güter zurück, und lebte da 
in behaglicher Ruhe allgemein verehrt und von seinem Kö- 
nige öfters besucht bis zum Jahre 1819, wo am 12. Sep- 
tember ein sanfter Tod ihn der Erde entrückte. 
Seine letzten Worte, welche er zum General Witzle- 
ben sagte, waren: »Ich weiß, daß ich sterbe; denn ich fühle 
es besser, als die Ärzte. Ich sterbe gern, denn ich bin nichts 
mehr nutz. Sagen Sie dem König, daß ich treu für ihn ge- 
lebt habe, und treu für ihn sterben werde.''
	        
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