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rung, iben Pächterschutz, das Wiederbesiedlungsgesetz, die Verfassung,
die in Staat, Land und Gemeinde die Demokratie sicherte — und in
den Landtagen, zuerst im oberösterreichischen, hüben die Sozialdemo
kraten die Neugestaltung des Landarbeiterrechtes und die Beseiti
gung des schändlichen Ausnahmsgesetzes der Dienstbotenordnung
durchgesetzt — all dies sind unvergängliche Zeugnisse der Schöpfer
kraft sozialdemokratischer Arbeit.
So sieht demnach der „rote Terror", so sehen die „Gistzähne
der roten Bestie" aus.
Was haben aber die bürgerlichen Regierungen, die der Regie
rung Renner, was die von Bürgerlichen geführten Parlamente, die
der Konstituierenden Nationalversammlung folgten, diesen Leitun
gen der Sozialdemokraten entgegenzusetzen?
Massenarbeitslosigkeit, Verteuerung der Lebensmittel und der
Rohstoffe der Industrie, Erhöhung der Mietzinse, Bedrohung der
Arbeitslosenunterstützung, Entrechtung und Unterdrückung der Ar
beiterklasse, Verweigerung des gleichen Rechts und Förderung der
Vorbereitung des Bürgerkrieges seitens der Heimwehren.
Sozialdemokraten!
Der Tag der Abrechnung naht!
Der Abrechnung mit allen Bürgerlichen, denn gestern waren
mit jenen, die unermeßliches Elend über Oesterreich heraufbeschworen,
die Christlichsozialen aufs engste verbunden, heute buhlen Nationale
und Landbündler um deren Gunst. Wir haben Seipels „unwidersteh
liche Volksbewegung", die ganze 6 Prozent der Wählerstimmen auf
sich zu vereinigen vermochte, am 9. November 1930 aufs Haupt
geschlagen, mit ihr die Christlichsozialen selbst. Am 19. April werdet
ihr den Bürgerlichen mit gleicher Kraft, mit gleichem Trotz entgegen
treten. Rächt am Abrechnungstage die zahllosen Missetaten, die die
Bürgerlichen seit mehr als zehn Jahren an dem gequälten, verelen
deten Proletariat verübten. Vergesset, wenn ihr zur Urne tretet,
der schändlichen Rechtsbeugungen nicht, die mit Roheit und Raffi
niertheit an euch in den Novembertagen verübt wurden. Gewalt
und Uebermut, Verhöhnung und Unterdrückung würden wieder
kehren, gelänge es nicht, den Feind niederzuhalten. Und- seid der
Lehren von Marx und Engels eingedenk, daß ihr alle nicht nur be
rufen seid, die Freiheit der Arbeiterklasse gegen den Ansturm des
Faschismus, ihre sozialen Errungenschaften gegen die Angriffe der
Unternehmer zu verteidigen, um jeden Schilling Lohn, um jeden