Volltext: Richtlinien für die Agitation anläßlich der Landtagswahl im Jahre 1931

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rung, iben Pächterschutz, das Wiederbesiedlungsgesetz, die Verfassung, 
die in Staat, Land und Gemeinde die Demokratie sicherte — und in 
den Landtagen, zuerst im oberösterreichischen, hüben die Sozialdemo 
kraten die Neugestaltung des Landarbeiterrechtes und die Beseiti 
gung des schändlichen Ausnahmsgesetzes der Dienstbotenordnung 
durchgesetzt — all dies sind unvergängliche Zeugnisse der Schöpfer 
kraft sozialdemokratischer Arbeit. 
So sieht demnach der „rote Terror", so sehen die „Gistzähne 
der roten Bestie" aus. 
Was haben aber die bürgerlichen Regierungen, die der Regie 
rung Renner, was die von Bürgerlichen geführten Parlamente, die 
der Konstituierenden Nationalversammlung folgten, diesen Leitun 
gen der Sozialdemokraten entgegenzusetzen? 
Massenarbeitslosigkeit, Verteuerung der Lebensmittel und der 
Rohstoffe der Industrie, Erhöhung der Mietzinse, Bedrohung der 
Arbeitslosenunterstützung, Entrechtung und Unterdrückung der Ar 
beiterklasse, Verweigerung des gleichen Rechts und Förderung der 
Vorbereitung des Bürgerkrieges seitens der Heimwehren. 
Sozialdemokraten! 
Der Tag der Abrechnung naht! 
Der Abrechnung mit allen Bürgerlichen, denn gestern waren 
mit jenen, die unermeßliches Elend über Oesterreich heraufbeschworen, 
die Christlichsozialen aufs engste verbunden, heute buhlen Nationale 
und Landbündler um deren Gunst. Wir haben Seipels „unwidersteh 
liche Volksbewegung", die ganze 6 Prozent der Wählerstimmen auf 
sich zu vereinigen vermochte, am 9. November 1930 aufs Haupt 
geschlagen, mit ihr die Christlichsozialen selbst. Am 19. April werdet 
ihr den Bürgerlichen mit gleicher Kraft, mit gleichem Trotz entgegen 
treten. Rächt am Abrechnungstage die zahllosen Missetaten, die die 
Bürgerlichen seit mehr als zehn Jahren an dem gequälten, verelen 
deten Proletariat verübten. Vergesset, wenn ihr zur Urne tretet, 
der schändlichen Rechtsbeugungen nicht, die mit Roheit und Raffi 
niertheit an euch in den Novembertagen verübt wurden. Gewalt 
und Uebermut, Verhöhnung und Unterdrückung würden wieder 
kehren, gelänge es nicht, den Feind niederzuhalten. Und- seid der 
Lehren von Marx und Engels eingedenk, daß ihr alle nicht nur be 
rufen seid, die Freiheit der Arbeiterklasse gegen den Ansturm des 
Faschismus, ihre sozialen Errungenschaften gegen die Angriffe der 
Unternehmer zu verteidigen, um jeden Schilling Lohn, um jeden
	        
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