7
und Eisenwaren usw. stark erhöht und so die Exportinteressen preis
gegeben wurden, was gleichfalls zu vermehrter Arbeitslosigkeit führte.
Der Export sank 1930 auf 2000 Millionen Schilling (1928 hatte er
2249 Millionen Schilling betragen), was eine Vermehrung der Ar
beitslosen um rund 50.000 bedeutet.
288 Millionen Schilling
Hatte der Staat infolge der Mißwirtschaft bei Postsparkasse und
Centralbank bereits eingebüßt, als sich die Christlichsozialen zur
Sanierung gefährdeter Partei-Institute mit der Bodenkredi t-
anstalt, einer Großbank, verbanden. Auch diese ging zugrunde,
wobei die Gewalttaten der
Heimwehren
eine Hauptursache bildeten. Ihre Aufmärsche, der Zusammenstoß
von St. Lo renzen am 18. August 1929, versetzten das Inland in
Erregung, schädigten den Fremdenverkehr, verscheuchten das aus
ländische und inländische Kapital —- neue Arbeitslosigkeit
war die Folge. Die längst nicht mehr zahlungsfähige Bodenkredit
anstalt brach zusammen, es kam zu einer Fusion mit her Rothschild-
schen Kreditanstalt, der Hauptaktionär der Bodenkreditanstalt, die
Postsparkasse, verlor hiebei neuerlich
20 Millionen Schilling.
Der Zusammenschluß der beiden Banken hatte die Schließung
großer, seit Jahrzehnten bestehender industrieller Unternehmungen
im Gefolge, und dies Arbeitslosigkeit schwoll neuerlich an. Heute hat
sie eine Ziffer erreicht, die (im Verhältnis zur Volkszahl) jener
Deutschlands entspricht. Aber Deutschland bricht unter dem Milliar
dentribut zusammen, den es an das Ausland zu entrichten hat,
während Oesterreich immerhin von den Reparationen befreit wurde.
Bleibt gleichwohl die Arbeitslosigkeit in Oesterreich hinter jener
Deutschlands proportional nicht zurück, so ist zweifellos der Grund
in den spezifisch ö st e r r e i ch i s ch e n Ursachen in Fran
te n s p e k u l a t i o n, B an ke nskandalen und der durch das
Auftreten der H e i m w e h r hervorgerufenen Unruhe M suchen, die
zu einer für das verarmte Oesterreich katastrophalen Kapitalflucht
führten. Gewissenlose, die das Leid der Erwerbslosen nur vom
Hörensagen kannten, stürzten Tausende und Abertausende in Not
und Elend.
Die Arbeitslosigkeit.
Bor dem Kriege und während desselben gab es keine Arbeits-
losenfürsorge, sie wurde erst 1918 durch Genossen Hanusch ge
schaffen.
Solange die Sozialdemokraten in der Staatsregierung vertreten
waren, war iMe Zahl der Arbeitslosen viel geringer als jetzt. Im