Volltext: Vormarsch

Enghien. Wir sehen über eine starre endlose Steinmauer 
Parkwipfel sich neigen. Geschichtsbilder steigen auf. 
Napoleons gefürstetes Opfer. 
Der Marsch wird endlos und schwül. Meine Männer 
fangen an zu verzagen. Ich verteile meine letzten Ziga¬ 
retten; erbiete mich, einem Wankenden das Gewehr zu 
tragen. Er will's geben, die Kameraden beschimpfen seine 
Schlappheit, er gibt's schließlich doch. Bald trag' ich ein 
zweites: die über die Brust gekreuzten Riemen beengen 
mir den Atem, obwohl ich zu Pferde bin. — Auch meine 
Zugführer tragen jeder eine Knarre. Das macht den 
Grenadieren Spaß. 
Irgendwo auf einer Wiese Mittagsrast. Plötzlich Alarm: 
ein feindlicher Flieger! Diesmal stimmt's: die blauwei߬ 
roten Ringe sind fast mit bloßem Auge zu erkennen. Ich 
bestimme zwei Gruppen, gebe den Feuerbesehl. Und 
schon knattert's überall auf. Der Lüftekreiser dreht ab, 
will nach Süden entwischen. Zu spät: er steht aus einmal 
schräge, dreht sich zwei-, dreimal um sich selber, stürzt ab, 
schon ein paar Kilometer von unserm Scheitelpunkt ent¬ 
fernt. Fubelgebrüll. 
Rach einer Weile preschen drei rheinische Husaren 
vorüber, schreien, sie hätten das abgestürzte Flugzeug auf 
einer Wiese gesunden. 
„Und der Führer? Der Beobachter?" 
„Die sinn Mus, Herr Hauptmann." 
Roch bei guter Zeit, am Nachmittage, kommen wir in 
ein mäßiges Dorf Thoricourt. Ich habe mich doch wohl 
überanstrengt mit dem Gewehrschleppen, siebre, versinke 
in ein riesiges Bauernbett. Meine Getreuen pflegen mich 
wie ein krankes Lämmchen. Draußen auf dem Markt¬ 
platz spielt die Regimentsmusik. Und dann muß ich, auf 
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