Stunden so, Stunden. Wer solches einer Truppe zu¬
mutet, weiß, daß er Unmögliches verlangt. Es muh viel,
es muß alles aus dem Spiele stehen.
Schließlich fühlt selbst der berittene, der verantwortliche
Führer, wie der letzte Rest seiner Energie von ihm weicht.
Man wird ein Stück der willenlos hintrottenden Herde.
Es ist alles egal — alles.
Stunden so — Stunden.
Auch das neigt sich zum Ende. Es öffnet sich der Wald,
eine nebeldurchflutete Ebene tut sich auf, Lichter blinken,
weithin verstreute Lichter: eine Stadt. Also: Meaux ...
Die Ulanen sind in Meaux — das war Anno Siebzig
der Schreckensruf der Pariser: ein paar Tage nach Sedan.
Nun wären wir also da.
Die ersten Häuser. Eins von ihnen trägt, ich erkenn's
im matten Schein eines Lichtleins, das trüb von gegenüber
blinzelt, das in Frankreich übliche blau lackierte Weg¬
weiserschild, das in weißer Schrift den Namen des Ortes
und die Entfernung zu den Nachbarorten angibt. Meine
elektrische Laterne blitzt aus: ich lese:
La Ferte-sous-Jouarre ...
Also — nicht Meaux. Ein Blick aus die Automobilkarte
belehrt mich: wir sind ganz woanders: zwanzig Kilometer
weiter marnaufwärts, weiter entfernt von Paris.
Aber — es wird wenigstens Rast geben in der Stadt?
Sie starrt uns finster, ohne Straßenbeleuchtung, verödet
an: nur hier und dort äugt aus den Häusern ein ängst¬
liches Licht.
Es gibt keine Rast. Es geht mit Linksum aus der Stadt
heraus, einen steilen Berghang hinan.
Dieser Anstieg löst den letzten Rest von Ordnung und
Zusammenhalt. Einer nach dem andern taumelt aus dem
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