müssen sie vorne haben. Können Herr Hauptmann mir
sagen, ob das Dorf da vorne vom Feinde frei ist?"
„Dorf ist leer. Habe Patrouillen drinnen gehabt: ist
gänzlich leer."
„Auch — der Kirchturm?"
„Boettcher, waren Sie auf dem Kirchturm?"
„Nein, Herr Hauptmann."
„Schön," sagte der Artillerist, „dann weiß ich genug.
Wollen versuchen, ihnen wenigstens den Beobachter außer
Gefecht zu setzen."
Frisch und jugendmutig grüßt das schlanke Herrchen,
kriecht zurück.
Wenige Minuten später Befehl vom Bataillon: Zweite
Kompagnie geht zurück bis zur Chaussee, dort den Damm
besetzen. Anschluß links.
Zurück? na schön. Hat ja keinen Zweck, hier vorn aus
dem Präsentierteller liegen, ohne Angriffsziel, ohne er¬
kennbare Sefechtsaufgabe. Hätte vor drei Stunden kom¬
men sollen.
Nur: ich kann doch unmöglich — die Zweiundsünfziger-
Kompagnie links von mir alleine liegenlassen.
Pohlenz! du gehst zu den Zweiundfünszigern hinüber,
fragst dich zum Hauptmann durch, meldest« ihm, ich hätte
Befehl, bis zur Chaussee zurückzugehen, und schlüge ihm
vor, sich anzuschließen.
Pohlenz schlenkert in seiner gewohnten Wurstigkeit hin¬
ter der Schützenlinie entlang zu der Anschlußkompagnie.
Von hinten, aus weiter Ferne schlurft und wurlt in
diesem Augenblick etwas über uns hinweg durch die Luft
— etwas Unsichtbares, Geheimnisvolles, Unbekanntes,
verliert sich in der Richtung nach dem Dorfe da drüben:
Plötzlich steht vor dem Kirchturmhelm eine mannshohe,
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