Volltext: Vormarsch

milde, daß unsere Leute daraus verzichteten, gelte auf¬ 
zubauen, und sich einfach in das ungedroschene Getreide 
des Gutes verpackten, als wäc's Stroh. 
Melancholisch schönes Bild, dies Biwak auf einsamer 
Höhe, die lodernden Feuer unter dem Geleucht der 
Sterne. Heimat, Glück, wo seid ihr? 
Im Süden stand, seit Belgien zum erstenmal, eine 
Feuersbrunst am Himmel. 
Andern Morgens brachen wir beizeiten auf und stiegen 
in das Aisnetal nieder. Am Eingang des Fleckens Attichy 
schwelte der verglostende Brand einer stattlichen Ferme. 
Die Einwohner hatten sich am Kampfe beteiligt... Aus 
französischem Boden Hab' ich das nur dies eine Mal 
erlebt. 
Im Dorfe sah ich zum ersten Male unsere deutsche 
Feldpost! Endlich hatte sie uns erreicht. Bis dahin hatte 
die einzige Möglichkeit, nach Hause Nachricht zu senden, 
darin bestanden, daß man seine Briefe einem Feld¬ 
gendarmen anvertraute. Nun war sie da, die Ersehnte. 
Briefe gab's nicht. Wohl aber Feldpostkartenformulare. 
Endlich, endlich. Sie stammten noch aus dem Jahre 
1870/71... Heilige deutsche Sparsamkeit! 
Mitten im Dorfe stand ein Wegweiser: 
Paris 50 kilomètres. 
Er wies in unsere Marschrichtung — über die Aisne 
hinüber zur großen Nationalstraße, die dem Flußlause 
südlich folgte. Es war für uns nicht der leiseste Zweifel: 
wir würden dieser Richtung folgen ... 
Gerüchtweise war uns bereits bekanntgeworden, daß 
die französische Negierung Paris verlassen und abermals 
ihren Sitz nach Bordeaux verlegt habe. Paris, so meldete 
weiterhin die Kolonnen-Fama, sei von den Franzosen als 
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