Volltext: Vormarsch

Zwei Marschtage folgten, der 29. und 30. August, die 
uns nichts andres brachten als den gleichen stürmischen, 
rücksichtslosen Vormarsch. Es ist schwer, eine Vorstellung 
zu geben von der eintönigen Härte solcher Tage. Von den 
größeren Zusammenhängen der Unternehmung, von der 
Lage auch nur bei der eigenen Armee erfahren selbst die 
höheren Stäbe nichts; das sogenannte „gemeine Truppen¬ 
schwein", von dem ich in Rußland eine Exzellenz behaup¬ 
ten hörte, „es fange in diesem Kriege beim Divisions¬ 
kommandeur an" — das wird in Rudeln vorwärts be¬ 
wegt, ohne eine andere Ahnung, als daß es so sein 
müsse! 
Seit unserer Ausladung in Elsdorf am 10. August, das 
heißt also seit drei Wochen — auch nicht einmal die An¬ 
deutung eines Ruhetages genossen. Tag um Tag vor¬ 
wärts, ohne Rast, jede Nacht in einem andern Quartier! 
Der Offizier konnte nachts die Kleider vom Leibe ziehen, 
fand wenigstens ein Bett — die Mannschaften hatten in 
dieser ganzen Zeit nach unsagbaren Strapazen und Leiden 
nur das Stroh der Scheunen als Unter- und Äberbett, 
hatten kaum Zeit gehabt, einmal die Strümpfe zu 
wechseln, sich zu waschen... Vor dem Kriege hätte ich's 
für unmöglich gehalten, selbst dem stämmigsten Bauern¬ 
burschen derartige Leistungen zuzumuten. Ich habe dann 
im Herbst 1915 selber als Bataillonskommandeur sieben 
Wochen lang die Kleider nicht vom Leibe bekommen und 
nie ein Bett gesehen, fast nur unter freiem Himmel oder 
in Erdlöchern oder auf dem nackten Erdboden genächtigt 
— und es ist natürlich auch gegangen. Damals, bei Kriegs¬ 
beginn erschienen solche Zumutungen noch ganz un¬ 
erhört. 
Die armen Füße, wie litten sie Not! Es war wirklich 
ISS
	        
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