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weilt) im Vertrauen auch auf unsere großen, genialen
Heerführer, auf unser tapferes Heer. Möge es den Ver
teidigern unseres Vaterlandes durch Gottes Güte be-
schieden sein, alle unsere Feinde im Osten und im Westen
niederzuringen, möge das friedliebende deutsche Volk sich
bald wiederum der Segnung des Friedens zu erfreuen
haben und möge auch unsere liebe, schwergeprüfte Hei
matprovinz Ostpreußen sich in nicht zu ferner Zeit erholen
von den harten Schlägen, die sie getroffen haben.
Die Einfälle der Russen im Kirchspiel
Gr. Warningken.
Von Pfarrer Schulz.
Das in den Kreisen Pillkallen und Stallupönen be-
legene Kirchspiel ist etwa l 1 /* Meilen von der russischen
Grenze entfernt. In der Woche vor dem 2. August 1914
bemerkten wir weithin sichtbare Feuerscheine jenseits der
Grenze. Grenzbewohner berichteten uns, daß die Russen
ihre Grenzwachtstationen niederbrannten. Polnisches Ge
sindel, zum Teil bewaffnet, betrat in den Nächten deutschen
Boden und plünderte die Bewohner der hart an der
Grenze liegenden Dörfer aus. Schon jetzt begann die
Flucht. Man suchte Schutz im Kirchort und Kirchspiel
Gr. Warningken bei Bekannten und Verwandten. Vom
2. August ab wurde unser Kirchort zu einem großen
Flüchtlingslager. Da die Russen unsere Dörfer nieder
brannten und die Bewohner niederschössen oder erstachen,
hatte ein panikartiger Schrecken die Grenzbevölkerung er
griffen. Schon am ersten Mobilmachungstage zerstörte
eine Offizierspatrouille die Eisenbahnbrücke in Schwir-
gallen. Wir hatten sie vom Kirchturme aus beobachtet.
Und unser Präzentor, der die Postagentur verwaltet, mel
dete den Vorfall telephonisch nach Gut Gr. Tarpupönen,
wo eine preußische, 7 Mann starke Unteroffizierpatrouille
lag. Es gelang ihr, von den erwähnten feindlichen Rei-