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stunden die Seele der Reichshauptstadt in ihren Tiefen
aufgerüttelt hatte. —
Am nächsten Morgen führte mich der D-Zug dem
fernen Osten zu; er war wie alle Züge damals überfüllt,
doch jeder schaffte gern für den Hinzukommenden noch
ein Plätzchen, erstrebten doch alle diese Reisenden so ver
schieden sie waren an Alter und Bildung, an Stand und
Besitz, das gleiche Ziel und beherrschte sie doch alle der
gleiche Gedanke an den Ernst der nahen Zukunft. Die
kommenden Ereignisse warfen schon ihre Schatten voraus.
Neben froh erregten Gesichtern und kühn blickenden Augen
sah ich manche sorgenvolle, bekümmerte Miene. Mir
gegenüber saß ein junges Paar — vermutlich auf der
Hochzeitsreise begriffen; aber das blasse rnädchenhafte Ge
sicht der jungen Frau, das mühsam die hervorbrechenden
Tränen zu unterdrücken strebte, und der schweigsame junge
Mann mit dem tiefen Ernst in seinem gebräunten Antlitz
schienen diese Annahme nicht zuzulassen. Und doch war
es so, aber durch die Mobilmachung war ihre Hochzeits
reise jäh unterbrochen worden. Während ihr Gepäck be
reits zu Schiff nach Ostafrika unterwegs war — der junge
Ehemann war Offizier bei der Kolonialtruppe in Ost
afrika — und sie selbst aus dem Wege nach Italien, von
wo aus sie das Schiff zur Weiterreise besteigen wollten,
erreichte sie der Befehl des Kaisers. Nun kehrten sie
eiligst in ihre ostpreußische Heimat zurück, um die letzten
Vorbereitungen zu treffen. Die junge Frau wollte dann
als pflegende Schwester des Roten Kreuzes dienen. —
Ich blickte mich weiter im Zuge um, da sah ich eine
Abteilung Gardekürassiere, wahre Hünengestalten, denen
Lebenskraft und kühne Entschlossenheit aus den Augen
blitzten. In dem schmucken weißen Koller, dem mächtigen
Pallasch an der Seite, rechte Vertreter deutscher Kraft! —
Auf den Bahnhöfen herrschte überall reges Leben. Man
sah Soldaten aller Waffengattungen, jedes Antlitz von
Begeisterung und Kampfesfreudigkeit verschönt, alle in
gehobener, freudiger Stimmung als ginge es zu einem
frohen Fest. Schon wurden den abreisenden Soldaten
Erfrischungen gereicht, dabei aber das sehr berechtigte Äl-
koholverbot von beiden Seiten respektiert. Wir näherten