Volltext: Kriegserlebnisse ostpreußischer Pfarrer 2. Band (2. Band / 1915)

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hatten, haben wir an den folgenden Tagen in zwei Massen 
gräbern zu ihrer letzten Ruhe bestattet und ihnen für 
ihre Treue bis in den Tod unsern Dank nachgerufen in 
die stille Gruft. — 3 Dragoner waren schwerverwundet 
auf dem Kampfplatz aufgefunden und nach dem Kranken 
hause geschafft worden. Als ich mich am andern Morgen 
auf den Weg machte, sie zu besuchen, kam mir bereits 
ein Bote entgegen mit der Meldung, einer von den Ver 
wundeten, der eine besonders ernste Verletzung erlitten 
hatte, wünschte den evangelischen Pfarrer zu sprechen. 
Gern erfüllte ich seinen Wunsch, tröstete ihn, so gut ich 
es vermochte und reichte tiefbewegten und ergriffenen 
Herzens ihm.wie auch seinen beiden verwundeten Kame 
raden und einigen lieben Gemeindegliedern aus See- 
dranken, die am 14. August von den Russen durch Ge 
wehrschüsse verwundet waren, das heilige Abendmahl. — 
Einen Vorgang möchte ich in diesem Zusammen 
hang noch erwähnen, der sich am 17. August bald nach 
dem Zurückweichen der Dragoner auf unserm Marktplatz 
abspielte. Wie die Dragoner, so mußte auch eine Abtei 
lung unserer Radfahrer, ca. 40 Mann, sich vor den Russen, 
die in großer Abermacht waren, zurückziehen. Sie kamen 
schließlich nach der Stadt, nahmen auf Befehl des führen 
den Leutnants vor dem D'schen Hotel und den benach 
barten Häusern Aufstellung mit der Front nach der I'er 
Straße und warteten mit dem Gewehr im Anschlag auf 
die die Dragoner verfolgenden Kosaken, — entschlossen, 
falls diese die Verfolgung bis in die Stadt fortsetzen 
sollten, sie mit einem wohlgezielten Feuer zu empfangen. — 
Es war ein überaus aufregender, kritischer Augenblick und 
spannte die Nerven aufs äußerste an. — Schließlich 
blieb aber den Radfahrern die Ausführung ihrer Ab 
sicht doch erspart, da die Kosaken, jedenfalls aus Furcht 
vor den Radfahrern, nicht so viel Mut hatten, die Dra 
goner bis in die Stadt hinein zu verfolgen. — Im Inter 
esse unseres Städtchens war dieser Ausgang der Sache 
gewiß der beste. Es ist ja wohl kein Zweifel: die Kosaken 
hätten dem Feuer der Radfahrer nicht standgehalten und 
wohl manch einen von ihnen auf dem Kampfplatz gelassen,' 
aber die Rache dafür wäre wohl auch nicht ausgeblieben,
	        
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