Volltext: Aus der Baugeschichte des Linzer Priesterseminares

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ten, ehe sie zum Verkauf gebracht werden durften. Als 
Josef II. 1786 nach Linz kam und das Priesterhaus per¬ 
sönlich inspizierte, entsetzte er sich über den Wust von Din¬ 
gen, neben dem die Priesteralumnen Hausen mußten, und 
befahl, daß das Priesterhaus in das Seminar neben der 
Domkirche verlegt werde, wo es ja ursprünglich gedacht 
war. 1787 geschah auch die Übersiedlung. 
Am 17. März 1788 starb der erste Bischof von Linz, 
Graf Herberstein. Am 9. Mai 1788 ernannte Kaiser Josef 
den Wiener Domscholaster und Rormalschulen-Oberaufseher 
Josef Anton Gall zum Bischof von Linz; am 8. Februar 
1789 erhielt dieser die Bischofsweihe und zog am 1. März 
feierlich in die Domkirche ein. Er sollte der Gründer des 
Linzer Seminars werden. 
1790, kaum daß Kaiser Josef II. die Augen geschlossen 
hatte, wurde das „Generalseminar" in Wien aufgehoben 
und die Sorge für die Ausbildung der Priester wieder den 
Bischöfen anheimgestellt. Bischof Gall ging sogleich mit gro¬ 
ßer Tatkraft zunächst daran, eine theologische Lehranstalt 
in Linz zu schaffen. Die ehemaligen Alumnats- und Stif¬ 
tungsgelder, welche zum Generalseminar eingezogen wa¬ 
ren, wurden nach mühsamen Verhandlungen der Diözese 
zurückgewonnen. Die Regierung genehmigte am 3. Oktober 
1793 die Vorschläge des Bischofs, am Anfang des Jahres 
1794 konnte die theologische Lehranstalt in Linz tatsächlich 
mit vier Professoren, die sich dem Konkurs an der Wiener 
Universität unterzogen hatten, eröffnet werden. Die vom 
Generalseminar an auswärtige theologische Lehranstalten 
verzogenen Kandidaten kehrten nach Linz zurück, auch die 
Stiftskleriker Oberösterreichs, die in ihren Stiftshäusern 
untergebracht wurden, bezogen die neue theologische Lehr¬ 
anstalt, die im k. k. Lyzeum (gegenüber der Stadtpfarr¬ 
kirche) untergebracht war, und so hatte die Diözese Linz 
jetzt ihre eigene Priesterbildungsstätte: eine theologische 
Lehranstalt und ein Alumnat — beide freilich unzulänglich 
für den großen Bedarf an Priestern. Die Alumnen, Die 
nicht im Seminar wohnen konnten, erhielten Stipendien 
und suchten sich wie andere Studenten Unterkünfte in Privat¬ 
häusern. Im „Seminar" (Volkskredit-Gebäude) konnten 
trotz kostspieliger Adaptierungen um 1801 nur 32 Alum¬ 
nen untergebracht werden, die Räume waren niedrig und
	        
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