St. Florian.
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St. Florian,
Canonia S. Floriani Ordinis Canonicorum régularium S. Augustini E. C.
Stift und Ort verdanken ihren Namen und ihr Entstehen dem hl. Florian,
einem römischen Krieger; der wegen standhaften Bekenntnisses des christlichen
Glaubens im Jahre 304 in der Stadt Lauriacum den Martyrtod erlitt, dessen Leib
in dem Orte Pouche von der frommen Matrone Valeria begraben wurde. Mit der
daselbst entstandenen Capelle verband sich wohl bald eine klösterliche Niederlassung.
Urkundlich wird die Grabstätte des hl. Florian in den ersten Decennien des
VIII. Jahrhundertes, nach Anderen um a. 800 zu Pouche erwähnt. Dieselbe hat
die Völkerwanderung überdauert und scheint auch der Verwüstung durch die Avaren
entgangen zu sein. Doch wurde die „Cellula St. Floriani", welche Kaiser Carl
der Grosse dem Bisthum Passau zugleich mit der St. Martinskirche zu Linz übergab,
gründlich um das Jahr 900, 907 und 955 durch die wilden Einfälle der Hungaren
zerstört -, aber weder Pfarre noch Kloster verödete vollständig, sondern erhob sich
wieder und erstarkte zu einer „Cella", welche Kaiser Otto II. a. 976 dem Bischof
Pilgrim bestätigte.
Das klösterliche Haus, das durch die Stiftung der ältesten Bewohner des
Lorchergaues entstand und hergehalten und zuletzt von Säcularclerikern bewohnt
wurde, fand einen grossen, mächtigen Restaurator an Bischof Altmann, dem Gründer
und Stifter der Canonie St. Florian. Er stellte die von den Ungarn zerstörte Basilica
wieder her, übergab sie sammt der Pfarre und dem Kloster (monasterium) den
regulirten Chorherren und stellte am 25. Juni 1071 die Stiftungs-Urkunde aus.
Die bisherigen Besitzungen wurden von ihm, dem Stifter, seinen Nachfolgern, den
Bischöfen von Passau und den Edlen des Landes, vorzüglich von Eppo von Wind¬
berg, durch Schenkungen von Gütern und Verleihungen von Pfarreien nach und
nach vermehrt.
Ausserhalb des Chorherren-Stiftes bestand einige Zeit auch eine Behausung
für Chorfrauen, welche wahrscheinlich unter Propst Heinrich III. de Piber (1330
bis 1350) erloschen und mit ihrem Vermögen zur Erweiterung des von ihm a. 1348
neu gebauten Hospitales beitrugen. Zu St. Florian lebten auch mehrere Klausnerinen.
Die bekannteste von ihnen ist die fromme Wilbirg (gest. 11. December 1289),
deren Leben Propst Ainwik beschrieben.
Aus der Reihe der Pröpste ragt hervor der soeben erwähnte Ainwicus Weizlan
(1295—1313) als milder und gütiger Vater, der seinen Anvertrauten frommen Sinn
und religiösen Eifer für das Gute mitzutheilen verstand, unter dem das Stift nach
dem Zeugnisse des damaligen Bischofes von Passau eine Leuchte des Ordensstandes
und ein Vorbild religiösen Lebens war, und auch nach Aussen sich Vertrauen und
Achtung erwarb, wofür die beträchtlichen Schenkungen von den Edlen des Landes
an das Stift sprechen. Propst Lucas Friedensteiner von Maur erhielt a. 1458 vom
Papste Pius II. das Recht der Pontificalien. Peter III., Maurer, ein kunstsinniger
Propst, (1508—1545), stand in Zeiten der Gefahr mit Thatkraft dem Stifte vor,
so dass unter ihm der Protestantismus noch keine Wurzel fassen konnte weder im
Stifte noch auf den Pfarreien. Unter den grössten Schwierigkeiten hätten die Prälaten
Georg I., Freuter (1572—1598) und Veit Widmann (1600—1612) mit den Folgen
der Reformation und mit der Bauern-Rebellion zu kämpfen. Propst Leopold I.,
Zehetner (1612—1646), genoss als Bauerssohn von Seite der Bauern selbst inmitten
der grössten Gährung volles Vertrauen; dreimal unter den schwierigsten Verhält¬
nissen war er ständischer Verordneter, bischöflicher Commissär in den Reformations-
Angelegenheiten und erster Beisitzer des Landrathes. Seine Bestrebungen erwarben
ihm den Dank des Vaterlandes und des Stiftes.
Der ausgezeichneteste unter allen Prälaten ist ohne Zweifel der erste lateranische
Abt David Fuhrmann (1667—1680), den mit Recht seine Nachfolger den zweiten