Volltext: Chronologisches Necrologium der seit 1785 in der Diöcese Linz verstorbenen geistlichen Personen (1 / 1887)

Mondsee. 
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Mondsee, 
Mansee, Monasterium lunaelacense, eine Benedictiner-Abtei. 
Das Stift Mondsee ist das älteste Stift in der ganzen österreichischen Monarchie, 
wnrde gegründet a. 739—748 durch Herzog Odilo von Bayern, vollendet von 
dessen Sohne Thassilo II. und colonisirt aus der Erzabtei Monte Cassino unter 
dem Abte Opportunus I. Der Codex traditionum, d. i. der Besitzungen und Privi¬ 
legien dieses Stiftes, füllt ganz den I. Band des oberösterreichischen Urkundenbuches 
und hat unvergleichlich grossen historischen und statistischen Werth. 
Die Abtei Mondsee hat sich nicht nur durch hohes Alter, sondern vorzüglich 
durch Missionsthätigkeit, Cultur des Bodens und seiner Bewohner, Pflege der Seelsorge, 
der Wissenschaften und Künste, durch Unterrichts- und Wohlthätigkeits-Anstalten 
im hohen Grade ausgezeichnet. Dieses Kloster, das durch mehr als ein Jahrtausend 
stets eine Leuchte der Menschheit, eine Stütze der Kirche, eine Zierde des Vater¬ 
landes war, zählte in seiner Mitte nicht wenige heilige Mitglieder, sondern auch 
viele gelehrte, kunstsinnige und kunstfertige, so wie auch literarisch thätige Männer. 
Mondsee ist eine wahre Gelehrtenschule besonders im XV., XVI. und XVII. Jahrh. 
gewesen. 
Unter den hervorragendsten Aebten erwähnen wir Chunrad II. (1127—1145), 
der durch seine grosse Thatkraft und heiligen Lebenswandel sich auszeichnete. Er 
würde auf dem Rückwege von Oberwang, wo er Grottesdienst gehalten, von den 
Pfullingern, welche zu Oberwang sesshaft und ungerechte Besitzer von Klostergütern 
waren, überfallen und nach grausamen Misshandlungen getödtet am 16. Jänner 1145. 
Gott verherrlichte seinen Märtyrer bald durch zahlreiche Wunder. Nachdem von 
kirchlicher Seite die Aussetzung und Verehrung seiner Reliquien genehmiget worden 
war, geschah die Erhebung derselben a. 1682. Im Jahre 1732 wurden die Gebeine 
zu einer Menschenfigur zusammengesetzt, mit Pontificalkleidern angethan, mit Perlen 
und Edelsteinen geschmückt und am Hochaltare oberhalb des Tabernakels inmitten 
von sechs anderen hl. Leibern in einem gläsernen Schreine aufgestellt bis auf den 
heutigen Tag. Noch immer geniesst der sei. Conrad eine grosse Verehrung des 
christlichen Volkes. Abt Chunrad III. (1399—1405) erhielt für sich und seine 
Nachfolger das Recht der Pontificalien a. 1400 und erwarb dem Stifte viele geistliche 
und materielle Vortheile. 
Ein vorzüglicher Abt ist Johann II. aus dem Geschlechte der Trennbache 
gewesen (1415—1420) ein Mann grosser Klugheit und Beredsamkeit, der Vieles 
zum Besten seines Hauses that; er wohnte dem Concil von Constanz bei a. 1416, 
schrieb mehrere gelehrte und ökonomische Werke und starb an der Pest. Ihm 
folgten zwei Aebte, welche geradezu Grosses für das Stift leisteten und beide 
zusammen fast 80 Jahre regierten. Der erste dieser Männer ist Simon I. Reuchlin 
(1420—1463). Er heisst der zweite Gründer, unter dem viele alte Werke abge¬ 
schrieben, kunstfertig gemalt und neue selbständig verfasst wurden, wie die noch 
vorhandenen beweisen. Sein eben so tüchtiger Nachfolger Benedict Eck gründete das 
Bürgerspital mit der hl. Geistkirche, baute die dermalige Stiftskirche a. 1470 im 
gothischen Style, welche, obgleich später modernisirt, dennoch immer eines der 
grössten und schönsten Gotteshäuser der Diöcese ist. Derselbe Abt Benedict wurde 
am Festtage des hl. Patriarchen Benedict geboren, zum Priester geweiht, zum Abt 
gewählt und ist auch an diesem Tage a. 1499 gestorben. Sein Nachfolger Wolfgang 
Haberl, ein geborner Mondseer (f 1521), erweiterte die alte Klosterschule in eine 
Art Gymnasium, das stets hoch in Ansehen stand und a. 1730 von Abt Bernhard 
zeitgemäss reformirt wurde. An der sogenannten Gegenreformation betheiligte sich 
das Stift Mondsee in vorzüglicher Weise, indem es 33 Missionsstationen unterhielt. 
Was es weiter in der Seelsorge leistete, bezeugen die ihm einverleibten Pfarreien 
nämlich: Abtstorf, Oberhofen, Oberwang, Zell am Moos, Schönau bei Wels (bis 1706)
	        
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