Volltext: Über die Bedeutung unserer Flurnamen

Beigabe zur Zeitschrift des Sberöfterrelchischen Lanbesiebrervereiues 1887. 
(Nummer 3 vom 20. März 1920.) 
Über die Bedeutung unserer Flurnamen. 
Ein Beitrag zur Praktischen Heimatforschung von Dr. Oskar Sch motze r, 
Wels. 
Die Heimatkunde erstreckt sich auf viele Gebiete der Wissenschaft, Flora 
und Fauna, Geschichte und Erdkunde, Geologie und Paläontologie, Völker- und 
Rassenkunde, Trachten- und Sprachenpflege, Gebrauchsgegenstände, Bräuche 
und Sitten, Rechtsanschauungen und Religion. Sie alle und noch viele andere 
Disziplinen verdienen die Aufmerksamkeit des Heimatforschers. Ein Gebiet 
aber ist verhältnismäßig vernachlässigt; es ist die Erforschung der mündlichen 
Überlieferungen, obwohl auch diese eine wichtige Erkenntnisquelle sind und 
beispielsweise auch die Kirche auf diesen lebendigen Born nicht verzichtete. Der 
Nestor der Heimatforscher ist P. Amand Baumgarten, Gymnasialdirektor in 
Kremsmünster, der in nimmermüder Kleinarbeit seine Schüler zur Sammlung 
der Sagen und Bräuche anhielt und selbst von Hof zu Hof zog, um direkt aus 
dem Munde des Volkes zu hören, was die besinnlichen Leute bewegt. Erst in 
neuerer Zeit versucht es so mancher Heimatforscher, auf den Spuren des Pater 
Amand zu wandeln und es muß den „Heimatgauen" zu hohem Verdienst ange 
rechnet werden, durch einen Neudruck der „Volksmäßigen Überlieferungen der 
Heimat" das Andenken an P. Amand neu belebt zu haben. Die Sagen, die sich 
an einzelne Orte knüpfen, erfahren eine überraschende Begründung und Er 
läuterung, wenn man den Namen der einzelnen Fluren, der Wiesen und Acker, 
Wälder und Gräben, Teiche und Quellen nachforscht. Man wird dann erst ver 
stehen, warum sich einzelne, Sagen, z. B. Teufelsgeschichten und Erzählungen 
von Lichteln und feurigen Reitern, der weißen Frau und anderem „Umgehen 
den" an diesen oder jenen Ort knüpfen. Wir wollen deshalb die Flurnamen 
der Heimat etwas näher betrachten. Sie sind heute meist verschwunden und 
nur mehr aus den alten Grundbesitzbogen ersichtlich, die der 'konservative Bauer 
trotz der bürokratischen Gleichmacherei der neuen Besitzbogen beharrlich auf 
bewahrt. 
Die meisten Namen, insbesondere jene, die von der neuen Zeit erfunden 
sind, deuten nur die Form des Grundstückes an (Breitland, Gänskragen, Elstern 
schweif, Hofentürlland, Zwielicht, Dreißiger u. dgl.). Andere verraten uns die 
Lage (Gern, Zwielischendobl, Fürhaupt, Eben, Scheiben, Quandt, Sunk u. dgl.). 
Wieder andere, schon ältere Namen, erzählen von der ehemaligen Verwendung 
des Grundstückes (Haarland, Roßland, Breinpoint, Panzer). Von der Drei 
felderwirtschaft hat sich das Zwierast, Ober-, Unter- und Mitterseld erhalten. 
Andere Namen gehen aber viel tiefer und von diesen wollen wir nun berichten. 
Begräbnisstätten. 
Wenn eine Parzelle Totenlandl, Totengraben, Freidhofwiese heißt, so 
können wir Wohl vermuten, daß dort einmal Leichen, vielleicht in der Pestzeit 
oder irgend einer kriegerischen Periode, begraben wurden. Auch Rosenberg, 
Rosenegg, Rosengarten bezeichnen solche alte Begräbnisstätten, da dieselben in 
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