Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

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Kriegsentschädigungen und Annexionen zu verhandeln. Die Entente 
antwortete nicht einmal. 
An der Spitze der russischen Delegation stand Trotzki Ln eigener 
Person. Die Russen hatten erkannt, welch günstige Gelegenheiten die 
Bühne von Brest-Litowsk ihnen bot, und schickten ihren besten Mann. 
Indessen er täglich lange propagandistische Reden hielt über Volker- 
versöhnung und Selbstbestimmungsrecht, wurden die deutschen Trup 
pen an der waffenstillstandsfront nach einheitlichem Plan bolsche 
wistisch verseucht. 
Da verloren die Mittelmächte endlich die Geduld. Im Auftrag 
der gemeinsamen Delegationen verlangte General Hoffmann eine 
klare Antwort auf die Fragen der Mittelmächte und drohte mit der 
Wiederaufnahme der kriegerischen Handlungen. 
Am o. Februar yo)S wurde der Friede mit der Ukraine unter 
zeichnet. Es war der sogenannte „Brotfriede". Er sicherte den Mittel 
mächten das Recht, die Ukraine zu besetzen und ihre Getreidevorräte 
für sich nutzbar zu machen. 
Am 3. März wurde dann ohne eine weitere Aussprache der Friede 
Ln Brest-Litowsk geschlossen. Rußland willigte in den Verlust von 
Polen, Kurland, Litauen, Estland, Finnland und einiger Gebiete am 
Kaukasus, die von der Türkei beansprucht wurden. 
Am 5. März schloß Rumänien mit den Mittelmächten einen Vor 
frieden. Die Verhandlungen über den endgültigen Frieden wurden 
in Bukarest fortgesetzt. Die Hauptforderung der Mittelmächte ging 
auf Lieferung von Getreide und Erdöl. Österreich war schon am 
Verhungern. 
Ende März rief das in Brest-Litowsk zum selbständigen Staats 
wesen proklamierte Finnland die Deutschen zu Hilfe. Die Sowjet 
truppen dachten nicht daran, das finnische Gebiet vertragsgemäß zu 
räumen. Der Terror wütete Ln seiner scheußlichsten Form. Eine 
deutsche Division unter General von der Goltz landete im Südwesten 
Finnlands. Im Zusammenwirken mit der finnischen Armee des Ge 
nerals Mannerheim wurden die Roten am ro. April umzingelt und 
zur Kapitulation gezwungen. 
Nur nach langen Debatten mit viel bitteren Worten gelang im 
Reichstag die Ratifizierung der Verträge. Die Sozialdemokraten 
stellten sich abseits und enthielten sich der Stimme. Die radikale 
Linke stimmte dagegen. Der Ostfriede blieb ein Streitobjekt der 
öffentlichen Meinung bis zum Ende. 
Die Oberste Heeresleitung, deren ganze Gedanken sich jetzt um die 
Armee und um den großen Endkampf im Westen bewegten, mußte 
trotz des erreichten Friedens noch vierzig Divisionen im Osten lassen. 
Der alte unglückliche Fluch der Zersplitterung wirkte fort.
	        
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