Volltext: Das Martyrologium

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in Erinnerung bringen, wenn wir da in antiken Särgen und Urnen, 
und in kostbaren Schmuck gehüllte Gebeine und Reliquien seit so 
vielen Jahren zur Verehrung ausgestellt sehen, so fragen wir doch 
wohl mit Recht: woher und seit wann? Das ist doch wohl der 
populärste Weg, um über das Alter und die Verbreitung des Christen- 
thutus zu forschen; denn eben das Martyrologinm und die acta 
Sanctorum bewahren und mauisestiren iu den kirchlichen Patronaten 
den wahren geschichtlichen Verlauf. 
Es wurde gesagt, dass in den meisten Fällen ans dem kirch- 
lichen Patronate — Patrociuium^) — das Alter eines Ortes und 
in specie einer Kirche wenigstens annäherungsweise sich bestimmen 
lasse; denn der Cnltns eines jeden von der kathol. Kirche zur Ver- 
ehrung empfohlenen Heiligen hatte seine gewisse Anfangs- und 
Schwungperiode, während welcher demselben Heiligen mit Eifer und 
Vorliebe Kirchen, Kapellen, Altäre und Standbilder ex voto erbaut 
und zugewidmet wurden, diesemnach ein Fingerzeig zur Bestimmung 
des Alters derselben gegeben ist. Als mit dem Beginn des 4. Jahr- 
Hunderts die vou den römischen Machthaber» in Seene gesetzten, zehn 
allgemeinen Christen-Verfolgungen, und die in den Zwischenräumen 
auch unter den guten Kaisern stattgehabten Abschlachtnngen der 
Christen ans allen Ständen zu tobeu aufgehört hatten, und diese 
den Boden des Christenthums befruchtende Blut» und Feuertaufe 
der Anhänger desselben endlich eingestellt wurde,*) gieug Kaiser Cou- 
') Das Patronat fuhrt zum Martyraloginm zurück. Das für den katholischen 
Clerns vorgeschriebene breviarium Romanum enthält auf jeden Tag die „lectio", 
die kurze Lebens^ und Leidensgeschichte eines Heiligen, sei er Bekenner oder 
Martyr, mit schätzbaren historischen Notizen auch aus der Patristik. Im Index 
weiset die Rubrik: „Märtyrer" eine lange, bis in die Tausende steigende Reihe 
von Zahlen nach, die öfters als „multi, plures" und „innumerabiles" bezeichnet 
sind. — Die Legenden der Heiligen (acta sanctorum — liagiograpliia —) er¬ 
zählen hierüber zwar umständlicher; aber sie sind in Bezug des historischen Ge- 
Haltes sehr verschieden und minder verläßlich. 
Aus den. Tausenden von Märtyrern und Bekennern, welche zum Großtheile 
im Oriente, in Rom, Italien, in Afrika, und gleichzeitig iu den Aspen, mit 
Rhein und an der Donau gelebt und gelitten haben, taucht selten ein bekannter 
Name auf, und dieser Name bietet keine nähere Auskunft über die Persönlichkeit 
und über das Virtuelle und Historische des Heilige:: selbst, somit deren Namen 
und Geschichte keine Anwendung auf unsere Landschaften zulassen. Für den vor- 
liegenden Zweck handelt es sich wohl darum, jene Heiligen herauszufinden und 
zu verzeichnen, bereu Namen unserem Volke mehr bekannt, besonders verehrnngs- 
würdig, darum populär geworden sind. 
2) Die allgemeine Hingabe iu den sonst schauervollen Tod unter dem freudigen 
Ausrufe: „Christus ist mein Leben, Sterben ist mein Gewinn," (Phil. I. 21) hat 
zur Befestigung und zur Verbreitung der christlichen Kirche nicht wenig beigetragen; 
das Blut der Märtyrer wurde ein Same der Christen. 
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