Volltext: Das Martyrologium

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war dahin gerichtet, den tief eingewurzelten Lastern seiner damals 
noch rohen und verwilderten Unterthanen zu steuern und deren 
Sitten zu mildern, und seine Bemühungen hatten durch sein Bei- 
spiel, seine liebevolle Milde und Mildthätigkeit, vornehmlich durch 
seine Klugheit großen Erfolg. 
Als in seinem ersten Regierungsjahre sechs mächtige Züge der 
Kreuzfahrer nacheinander an der Donau durch Oesterreich nach dem 
heiligen Lande zogen, war es Markgraf Leopold, der die zahllosen 
Scharen freigebig mit jedem Bedürfnisse versah. 
Um der Greuze des Landes näher zu sein und dieselbe in be- 
wegter Zeit besser gegen feindliche Angriffe zu schützen, verlegte 
Leopold seinen Sitz von Melk, wo bisher die Markgrafen ihren Hof 
gehalten, ihre Wiege und ihr Grab gefunden, auf die nördliche 
Spitze des Kahlenberges. Zehn Jahre nach der Ueberuahme der 
Regierung verehelichte sich Leopold am 1. Mai 1106 mit Agnes, 
Witwe des schwäbischen Herzogs Friedrich von Hohenstaufen, Tochter 
Heinrichs IV. und Mutter Kaiser Konrads III., und diese Vermählung 
ward im Beisein zahlreichen Adels auf der Donauburg Melk in 
glanzvoller Weise vollzogen. Diese Frau war des frommen Mark- 
grasen Leopold vollkommen würdig; reich an zeitlichen Gütern, reich 
an guten Eigenschaften, noch reicher an christlichen Tugenden; daher 
es auch kam, dass die beiden gottessürchtigen Eheleute gleichen Sinnes 
einander gegenseitig erbauten und kein größeres Vergnügen kannten, 
als gegenseitig an guten Werken theilznnehmen; in frommer Ueber- 
einstimmuug miteinander erbauten sie Gotteshäuser und stifteten 
' Klöster, namentlich bald nach ihrer Vermählung das Chorherrenstift 
Neuburg an der Donau, das Cistercienferstist Sattelbach — heute 
Heiligenkreuz —; ebenso entstanden unter Leopolds Regierung die 
Klöster: Seitenstätten, Herzogenburg und Kleiu-Mariazell; reichlich 
wurde das Benedictiuerstist Melk bedacht und der Anfang zum Bau 
der Kirche Maria-Zell in Steiermark gemacht. 
Gegen die zweimaligen feindlichen Angriffe der Ungarn (1108 
und 1117) erwehrte sich Markgraf Leopold siegreich und sicherte sich 
den Frieden. 
Auf dem nach dem Ableben des Kaisers Heinrich V. anno 1125 
zu Mainz stattgesnndenen Wahltage lehnte er die ihm angebotene 
Kaiserkrone ab und bat die anwesenden Fürsten kniefällig und mit 
tiefer Rührung, die Wahl auf eiuen anderen zu lenken. 
Nachdem Markgraf Leopold mit dem steten Bestreben, durch 
stille Erfüllung seiner Pflichten sein Volk glücklich zu machen und 
durch fein Beispiel der Frömmigkeit zu erbauen, über 40 Jahre sein 
Land regiert hatte, verschied er, 64 Jahre alt, am 15. November 
1136 gottselig auf dem Schlosse Kahlenberg und wurde im Kloster
	        
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