Volltext: Maria Theresia und ihre Töchter

Dr. Heinrich Kretschmayr: Maria Theresia und ihre Töchter 
dieser Tochter, der vielgeliebten 
„Mimerl", die sie zu tiefst als ihr 
Ebenbild empfand, die ihr kaum je 
Sorge oder Kummer gemacht hat 
und deren Gatten sie sohnesgleich 
geliebt hat, nach dem Preßburger 
Schloß hinüber, das sie selbst mit 
aller Liebe für ihre beiden Kinder 
eingerichtet hatte, ihre Briefe 
schreibt. Gleichsam nur um dem 
guten Ton zu genügen, erteilt sie 
auch ihr Verhaltungsmaßregeln, 
eigene und aus gangbaren Er 
ziehungsbüchern herausgelesene, 
wie dieses von der Allmacht der 
Erziehung durchdrungene Zeitalter 
es so haben wollte; gegenüber ihren 
anderen Töchtern, ob sie auch sou 
veräne Fürstinnen waren, hat sie 
einen viel bestimmteren und härte 
ren Ton gewählt. Noch weht ein 
Hauch jener Liebe, die einst die 
Lebende umkost hat, trauervoll von 
dem Grabdenkmal her, das aller 
Welt bekannt die Meisterhand La- 
novas dem Andenken dieses liebens 
werten Menschenkindes schuf. 
Die drei Töchter Maria Amalia, 
Maria Karoline und Maria An 
tonia, Herzogin die erste, Königin 
nen die beiden anderen, geben un 
gleich Christinen das Bild der Mut- 
Maria Caroline, 
die drittjüngste Tochter mit ihrem Kinde 
als Königin von Neapel 
Gemälde von Angelica Kaufmann 
dann wollte ihr, sehr im Gegen 
satz zu ihrer alsbald dem Sachsen 
prinzen Albert, König Augusts 
des Dritten Sohn, zugekehrten Nei 
gung, der Vater den hernach noch 
mals der Schwester Elisabeth zu 
gedachten Herzog von Lhablais- 
Piemont als Gemahl aufnötigen, 
und vielleicht hat nur des Vaters 
Tod das frische, niedliche Mäd 
chen davor bewahrt, auch ein 
Opfer der Politik zu werden. Die 
Mutter aber war ihrer Neigung 
hold und hatte alle Liebe und 
reichste materielle Förderung an 
die Ehe gewandt, die im Äpril 
1766 Albert von Sachsen-Teschen, 
fortab Statthalter in Ungarn und 
hernach in Niederland, und Maria 
Christine eingehen konnten und 
die zweiunddreißig Jahre lang 
bis zu Christinens Tod beiden ein 
Quell des Glückes sein wird. Man 
hielt die Heiratsbriefe geheim, 
damit die Überfreigebigkeit der 
Mutter nicht den Verdruß der 
anderen Kinder errege. Immer 
kommt es gleichsam wie ein Lächeln 
über Maria Theresia, wenn sie 
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Bildnis der Maria Elisabeth. Pastell von Liotard
	        
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