Volltext: Die Ostalpen und Österreich

448 DIE ALPENLÄNDER: OSTALPEN 
DIE JULISCHEN ALPEN 
Mit jähen Wänden, von denen die Triglav-Nordwand als zweithöchste Felsmauer 
der Ostalpen 1800 m über ihren Fuß aufragt, erheben sich südlich des Kanaltals 
und der Wurzener Save die gewaltigen Kalkmassen der Julischen Alpen, die trotz 
ihrer Lage im äußersten Südosten des großen Alpenbogens großartige hochalpine 
Landschaftsbilder entrollen. Entsprechend der steileren Schichtstellung bestehen 
sie im nördlichen T eil aus hochaufstrebenden, wilden Ketten (W ischberg, Man- 
hart), im südlichen herrschen massige Stöcke mit flacher Schichtlagerung vor, 
die wasserlose, wüstenhafte Karsthochflächen tragen, wie das Plateau des Kanin 
oder das vom 2864m hohen Hauptgipfel der Gebirgsgruppe gekrönte Triglav- 
plateau. Beide sind noch in geringem Ausmaße vergletschert, waren aber in der 
Eiszeit die Ausgangspunkte mächtiger Eismassen, deren Spuren in den tief ein 
gesenkten Trogtälern und Karen deutlich ausgeprägt sind. 
Mit Höhen von unter 1500 m, aber dafür in um so größerer Ausdehnung, erstrecken 
sich im Osten des Triglavs einsame, überwiegend bewaldete Karstplateaus, die mit 
Steilrändern gegen die Ebene vonRadmannsdorf abbrechen. Auch auf ihnen 
fehlt es wie im westlich anschließenden Hochgebirge trotz der überreichen Nieder 
schläge, die in den Julischen Alpen stellenweise bis gegen 3 m im Jahre betragen, 
infolge Wassermangels an guten Weideflächen. Nur im Bereich der besonders süd 
lich des Triglavs anstehenden wasserundurchlässigen Werfener Schichten breiten 
sich grüne, von zahlreicheren Almhütten überstreute Grasflächen aus. 
Infolge dieser Ungunst des Bodens und der tiefen Lage der Kulturgrenzen ist die 
Besiedlung der Julischen Alpen nur gering, zumal da auch die Täler wenig frucht 
bar sind. Besonders das Kanaltal hat unter dem Schuttreichtum der Fella sehr 
zu leiden und nur um Tarvis finden sich in ihm fruchtbare, aus eiszeitlichen Auf 
schüttungen aufgebaute Terrassen. Das Tal der Wurzener Save ist erst im östlichen 
Teil um Aßling stärker bevölkert, wo sich zu der nicht sehr bedeutenden Land 
wirtschaft eine größere Eisenindustrie als Erwerbsquelle gesellt hat. Durch reichere 
Kulturen zeichnen sich nur die Wo chei n und der Flitscher Talkessel aus. 
Um so größer ist aber die Verkehrsbedeutung der genannten Talfurchen, besonders 
des Kanaltals, durch das die Linie des Schrägen Durchgangs nach Italien führt. 
Bei Tarvis zweigt davon die nur auf 1156m ansteigende Predilstraße ab, die 
in das obere Isonzotal führt, ferner die Bahn durch das Tal der Wurzener Save. Der 
an sich kleine Ort ist ein überaus wichtiger Verkehrsknotenpunkt, dessen Besitz 
sich daher nach dem Weltkrieg Italien durch die Einverleibung des kärntnerischen 
Kanaltals gesichert hat, obwohl dessen Bevölkerung überwiegend deutsch ist, 
vor allem in Tarvis selbst und im alten Bergwerksstädtchen Rai bl. Die ziemlich 
unbedeutende, nach Laibach führende Bahn durch das Tal der Wurzener Save 
wird bei Aßling von der viel wichtigeren Karawankenbahn gekreuzt, die 
durch die Wochein weiterläuft und in einem 6,3 km langen Tunnel die östlichen 
Ausläufer der Julischen Alpen unterfährt. 
Ein ähnliches Landschaftsbild wie die Julischen Alpen zeigt auch deren östliche 
Fortsetzung, das Kalkgebirge der Steiner Alpen. Auch hier stehen schroffen, 
hochaufstrebenden Hochgebirgsketten niedrigere Karstplateaus gegenüber, deren 
unwirtliche Flächen nur spärliche Weide bieten. Die Talgründe bergen jedoch 
schöne Wälder und in den südöstlichen Vorlagen des Gebirges verleihen ausgedehnte 
Grasböden der Natur ein freundlicheres Gepräge.
	        
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