Volltext: Die Ostalpen und Österreich

DER DRAUZUG 
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Der Kettencharakter ist am besten am Karnischen Hauptkamm ausgeprägt, 
einer über 100 km langen Mauer, die nur im Plöckenpaß eine tiefere Einschartung 
aufweist. Je nach dem Vorherrschen von Schiefern, die besonders im Westen auf- 
treten, oder von harten Kalkgesteinen ist auch der Formenschatz der Kette einem 
großen Wechsel unterworfen. Die Höhen sind sehr almenreich, die kurzen, durch 
hohe Stufenmündungen abgeschlossenen Täler tragen geschlossene Wälder und 
sind siedlungsleer. 
Ein im Lessachtal aufgeschlossener Streifen kristalliner Gesteine trennt den 
Karnischen Hauptkamm von den Gailtaler Alpen, die in Aufbau und 
Landschaft eine große Ähnlichkeit mit den Nordtiroler Kalkalpen aufweisen. 
Die steilaufgerichteten Kalkschichten erzeugen besonders in den Lienzer 
Dolomiten eine in zahllose Grate und Gipfel aufgelöste Felswildnis, die reich 
an Karen ist. 
Im Osten herrscht im allgemeinen eine flachere Schichtlagerung, welche die Plateau 
bildung begünstigt. Die Höhe des Gebirges ist hier gering, nur die Villacher 
Alpe ist über 2000m hoch. Sie ist durch ihre prächtige Aussicht ebenso bekannt 
wie durch die riesigen Bergsturzmassen, die schon in vorgeschichtlicher Zeit, dann 
wieder im Jahre 1348 an der Südseite abgebrochen sind, mehrere Dörfer vernichtet 
und die Gail aufgestaut haben. 
DerWettersteinkalk ist hier wie in Tirol reich an Blei- und Zinkerzen, die in Bl ei 
berg abgebaut werden. Im übrigen beruht aber der wirtschaftliche Wert der Gail 
taler Alpen auf ihren großen Wäldern, die namentlich im Osten stellenweise bis 
zu 4 /ö der Fläche bedecken. In den Lienzer Dolomiten hingegen nimmt das Ödland 
ein volles Drittel der Gesamtfläche ein. Weideflächen sind nur in spärlichem 
Ausmaß vorhanden. 
Ziemlich ungünstig hegen die natürlichen Verhältnisse für Siedlungen und Kul 
turen in den breiten Tälern von Drau und Gail. Die Talböden sind auf 
weite Strecken hin versumpft und verweisen daher Ackerland und Dörfer auf die 
Schuttkegel und sonnigen Nordgehänge. Auf der schattigen Südseite reicht der Wald 
gewöhnlich bis zur Talsohle herunter. Die bedeutendsten Siedlungen des Gail 
tales sind Mauthen-Kötschach und Hermagor, von denen aus Straßen 
über die Gailtaler Alpen in das Drautal führen. Bei Mauthen-Kötschach findet 
das breite Gailtal mit einer 200 m hohen Stufe sein Ende, seine westliche Fort 
setzung führt den Namen Lessachtal. Im Drautal hat Spittal als Abzweigstelle 
der Tauernbahn eine größere Verkehrsbedeutung erlangt. 
Östlich vonTarvis setzt sich derDrauzugin den Karawanken fort; diese sind 
im Westen ein ziemlich niedriges, waldreiches Mittelgebirge, im mittleren und öst 
lichen Teil bilden sie einen über 2000 m sich erhebenden Gebirgskamm mit schroffen 
Formen. Besonders steil sind die gegen Norden gerichteten Gehänge, die mit Almen 
besetzte Südseite zeigt eine flacheie Abdachung. Der Kamm wird von drei Straßen 
auf tief eingesenkten Pässen überschritten, die Eisenbahn durchfährt ihn an der 
Basis in einem 8 km langen Tunnel. Der Erzreichtum des durch die Friedensver 
träge von Kärnten abgetrennten Mießer Reviers ist auch hier an Kalke gebunden, 
aus denen sich die nördlichen Vorlagen der Karawanken, vor allem der Petzen und 
der Hochobir aufbauen, der eine wichtige Wetterwarte trägt. 
Im niedrigen Weit enstein er Zug setzt sich der Drauzug ostwärts bis an den 
Rand der ungarischen Tiefebene hin fort.
	        
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