Volltext: Die Ostalpen und Österreich

438 
DIE ALPENLÄNDER: OSTALPEN 
joch straße, die in 46 sonnseitig gelegenen Kehren zur 2760 m hohen Franzens 
höhe ansteigt, aber nur während der Sommermonate schneefrei ist. Ursprünglich 
dazu bestimmt, die Lombardei besser mit Österreich zu verbinden, hegt ihre heutige 
Bedeutung im Touristenverkehr. Viel leichter überschreitbar ist der in einem aus 
gedehnten Almgebiet gelegene Tonale-Paß, dessen Straße aber gegen Bozen 
zu neuerdings auf die Mendel ansteigen muß. 
Viel wichtiger jedoch als diese beiden Wege ist die alte, schon in der römischen 
Zeit benutzte Verkehrsstraße nördlich des Ortlers durch den Vintschgau und 
über das Reschenscheideck, denn diese bietet nicht nur einen niedrigen 
Übergang, bei dem man in einmaligem Anstieg den Hauptkamm der Alpen über 
schreiten kann, sondern der Weg führt hier auch durch eine alte, reich besiedelte 
Kulturlandschaft. Die auffallend großen Schuttkegel, die sich aus den Seitentälern 
gegen die Etsch vorbauen, sind dank einer guten Berieselung sehr fruchtbar und 
begünstigen einen ausgedehnten Getreidebau. Der Untervintschgau erhält be 
sonders durch seinen Obstbaum- und Rebenreichtum ein besonderes Gepräge. Von 
den vielen Orten ist namentlich Laas durch seine Marmorbrüche berühmt. 
DIE AD AMELLO-ALPEN 
Der Tonale-Paß trennt von den Ortler-Alpen die beiden über 3500 m hohen und reich 
vergletscherten Stöcke der Adamello-Gruppe, A dam eil o und Presanella. 
Die Hauptgipfel liegen im Bereich des Tonalits, eines hornblendereichen grani- 
tischen Gesteins, das zu groben Blöcken verwittert und äußerst vegetationsfeindlich 
ist. Dieser Umstand und die reiche Vergletscherung haben zu Folge, daß über ein 
Drittel der Gesamtfläche unproduktiv ist. Infolge seiner Härte hat der Tonalit 
den eiszeitlichen Formenschatz in besonderer Reinheit erhalten, und unzählige 
Bergseen schmücken noch jetzt die vielen Kare des Hochgebirges. 
Nur in den um den tonalitischen Kern sich lagernden Schiefern breiten sich Mäh 
wiesen und Alm weiden aus, jene Privatbesitz und gut gepflegt, diese Gemeinde 
besitz und meist vollständig vernachlässigt. Getreidebau fehlt sogar in den größten 
Tälern, dem Daonetal und Genovatal, eine Auswirkung der geschlossenen italieni 
schen Siedlungsweise und einer starken Auswanderung der männlichen Bevölke 
rung. Im Sommer verlassen die Einwohner die tiefhegenden Dörfer und beziehen 
die höher gelegenen Casolarien, wohin das Vieh schon Ende April gebracht und 
dort vorerst im Stalle gefüttert wird. Mitte Juni werden die eigentlichen Almen 
(malghe) bezogen. 
DIE ÖTZTALER ALPEN 
Von Inn-, Etsch- und Brennerfurche allseits wohl umschlossen, stellen die Ötztaler 
Alpen das Gebiet der größten Massenerhebung in den Ostalpen dar. Gneise und 
kristalline Schiefer sind die Hauptgesteine der beiden durch das Timblerjoch von 
einander getrennten Ötztaler - und Stubaier-Gruppe. Gegen die Brennersenke 
zu beteiligen sich in größerem Maße Kalke und Dolomite der Trias am Aufbau der 
Landschaft und schaffen einen an die Kalkalpen erinnernden Formenreichtum; 
unter anderem wird die herrliche, das Innsbrucker Landschaftsbild im Süden 
abschließende Berggestalt der Serles von ihnen gebildet. In dem südlich des Jaufen 
gelegenen PenserGebirge sind die Formen weniger mannigfaltig, und die unter
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.