Volltext: Das Bevölkerungsproblem Oesterreichs

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L. Gschwendtner: 
versprechende Verfügungen für unseren Arbeitsmarkt und unsere Volks 
wirtschaft geworden sind, so darf man doch nicht ganz vergessen, daß die 
beste Abwehr unerwünschten Zuzugs von den Nachbarstaaten her darin 
gelegen ist, daß man verhütet, durch eine allzu weitgehende Einschränkung 
der Zuwachsquote die Lüsternheit der Nachbarvölker zu erregen. 
Will man nun nach all dem, was hier über die Entwicklung und Be 
deutung Oesterreichs zu sagen war, zusammenfassende Schlußfolgerungen 
ziehen, so wird man sich vor Augen halten müssen, daß es einerseits von 
unserer Wirtschaftslage abhängt, welche Kopfzahl wir uns leisten können, 
andererseits im Interesse der Erfüllung nationaler Pflichten zu fordern ist, 
daß wir eine bestimmte Zuwachsquote nicht unterbieten dürfen. Es ist 
schon mehrmals darauf hingewiesen worden, daß unsere Bevölkerungs 
bewegung dahin geht, sich durch ein leichtes Sinken des Geburtenüber 
schusses an die Wirtschaftslage anzupassen. Man braucht, wie schon 
erwähnt, wegen dieser Anpassungserscheinung keinerlei Besorgnis zu hegen, 
was aber nicht besagt, daß diese Korrektur sich seihst überlassen werden 
darf, im Gegenteil, es liegt im höchsten Interesse unserer Volkswirtschaft 
und unserer nationalen Aufgabe, den Anpassungsprozeß genau zu über 
wachen, ja noch viel mehr, es wird sogar notwendig sein, schon jetzt Vor 
kehrungen zu treffen, daß der daraus hervorgehende Geburtenüberschuß vor 
einer weiteren Verringerung bewahrt werde, da angenommen werden darf, 
daß) diese Zuwachsquote unserer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit an 
nähernd entsprechen wird. Die Neigung unserer Bevölkerungsbewegung, 
stabile Formen anzunehmen, soll auf jeden Fall gefördert werden, denn 
ebensowenig, wie eine weitere Verminderung vom nationalen Stand 
punkt aus erträglich wäre, könnte auch ein neuerliches, stärkeres Ansteigen 
wirtschaftlich vom Vorteil sein, es müßte denn die Wirtschaftslage vorher 
eine solche Besserung erfahren haben, daß der Nahrungsspielraum eine 
weitere Verdichtung wünschenswert erscheinen ließe. 
Um nun auf die East sehe Forderung nach einer derart weitgehenden 
Einschränkung des jährlichen Geburtenüberschusses bis zum Ausmaß 
Frankreichs von 1,6 pro Tausend der Bevölkerung zurückzukommen, kann 
man die bisherigen Ergebnisse jetzt dahin präzisieren, daß es sehr gewagt 
erscheinen müßte, wenn gerade Oesterreich mit der Durchführung einer 
solchen Forderung beginnen würde, da es bei der starken Ueber-Zeugung 
seiner Nachbarvölker schon in wenigen Generationen ihrem Ueberschuß 
zum Opfer fallen würde. Für die Durchführung derartiger Gedanken, wie 
sie gerade East aus seinem Studium des Weltproblems gewonnen hat, 
bedarf es internationaler Bindungen, die in erster Linie auf gegenseitiger 
Vertrauensmöglichkeit begründet sind, da sonst die Gefahr besteht, daß 
heute bei der chauvinistischen Denkweise vieler Nationen jene Völker, die 
sich ernstlich mit derartigen Ideen abgeben möchten, der Expansionslust
	        
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