Volltext: Schärdings Franzosennot

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Wiesenberger: Na, na, Mutter, beruhige 
dich nur! Jetzt steht die Sache nicht mehr so schlecht. Der 
Generalissimus ist ein Feldherr wie kein Zweiter und hätte 
er nicht gut gewußt, daß es diesmal mit den Dingen 
anders wird, hätte er nicht gut gewußt, daß Napoleons 
Stern im Sinken, seine Streitkräfte geschwächt, unsere da 
gegen erst jetzt gut eingeteilt und entfaltet sind, kurz, 
wäre er nicht seiner Sache sicher, Oesterreich hätte den 
Krieg nicht erklärt. — Liebe Ursula, noch einen Krug für 
die Herren! Ich will nur die Abschrift des französischen 
Bulletins holen, damit ich den Herrn Wieninger davon 
überzeuge, was ich ihm gesagt. (Rasch ab, ebenso Ursula mit 
den geleerten Maßkrügen.) 
18 Auftritt 
Wishofer: Es scheint mir ganz unglaublich, daß 
die Franzosen so niederträchtig und abfällig über Kaiser 
Franz urteilen. Sie unterschätzen unser Militär und unsere 
Rüstungen. Vom Kriegsruhm und Eigendünkel geblendet, 
glauben sie an keine Niederlage mehr, bis sie sie erfahren 
werden. 
Stöger: Das ist es ja eben. Und dieser Glaube 
macht sie stark. Herr Bürgermeister, Sie kennen mich ja, 
doch fürchte ich, daß man gar zu große Stücke baut auf 
unsere Armeen. Ich glaube, der Zeitpunkt zum Losschlagen 
ist noch nicht da. 
14. Auftritt. 
Wiesenberger (zurückkommend): Da lesest und 
überzeugt Euch selbst! 
Wieninger (liest): Französisches Bulletin vom 
15. April. „Kaiser Franz ist von Wien nach Schärding ab 
gereist, eine Position, die er sich gerade deswegen aus 
ersehen hat, um nirgends zu sein, weder in seiner Haupt 
stadt, um seine Staaten zu regieren, noch im Lager". — 
Unglaublich! Diese Kühnheit! Die Wahrheit so zu ent 
stellen ! Der Kaiser ist ein guter Mann. Er liebt seine 
Untertanen und möchte jedem das beste erweisen, jedem 
aus seiner drückenden Lage helfen. Er kann es leider nicht! 
Alle Mittel sind erschöpft. Der Staat, das Land, der 
Bürger und der Bauer sind verarmt, niemand hat Geld, 
und jeder muß sich von heute auf morgen durchschlagen.
	        
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